William Taylor – Untadeliger Karrierediplomat mit militärischer Vergangenheit

West Point gilt als elitärste Militärakademie der USA – und 1969 schien ein Name in der Liste der Besten auf: William Brockenbrough Taylor jr., damals 22 Jahre alt. Es war der Startpunkt einer mehrjährigen Militärlaufbahn, zunächst in Vietnam, später auch in Deutschland.

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William Taylor, ehemaliger Botschafter, wieder in Kiew.
Foto: AP/ I. Sokolovska

1977 machte Taylor seinen Abschluss an der Kennedy School of Government in Harvard. Eine frühe Karrierestation war im Mitarbeiterstab von Senator Bill Bradley, einem populären Ex-Basketballstar; eine weitere führte ihn nach Brüssel zur Nato.

Es folgten Entsendungen durch das Außenamt nach Afghanistan und in den Irak, wo er ab 2004 für Wiederaufbau zuständig war. Er war auch Gesandter im Nahost-Quartett.

Eine Stufe höher ging es 2006, als ihn US-Präsident George W. Bush als Botschafter in die Ukraine entsandte. Taylor, ver heiratet und Vater zweier Kinder, wandte sich nach seiner Rückkehr 2009 wieder der arabischen Welt zu und war u._a. für die Koordinierung von US-Hilfen im Zuge und in der Folge des Arabischen Frühlings verantwortlich.

Als Vizepräsident des United States Institute of Peace befürwortete der Karrierediplomat US-Sanktionen gegen Russland wegen Moskaus Aggressionen gegen die Ukraine. Nach Kiew kehrte Taylor im Juni als Chargé d’affaires zurück, weil Botschafterin Marie Yovanovitch zurückberufen wurde.

Washington Post

Im Zusammenhang mit der Ukraine-Affäre ist Taylor, heute 72, bereits eine Schlüsselfigur: Seine akribischen Notizen als geschäftsführender Botschafter belegen demnach, dass Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unter Druck gesetzt und die Freigabe von 391 Millionen Dollar an Ermittlungen gegen Joe und Hunter Biden geknüpft habe.

George Kent – Polyglotter Osteuropaexperte im Hintergrund

Der zweite Zeuge, der am Mittwoch im Geheimdienst befragt wurde, war Staatssekretär George Kent. Er ist im State Department Experte für Teile Osteuropas und hat in Washington den Ruf, seinen Job stets über parteilich auszuüben.

George Kent ist Zeuge Nummer zwei im Kongress.
Foto: EP / Jim Lo Scalzo

Kent hat wie auch William Taylor schon einmal, am 15. Oktober, vor dem Geheimdienstausschuss ausgesagt, damals noch hinter verschlossenen Türen: Er sei alarmiert gewesen, dass Donald Trumps persönlicher Anwalt, Rudy Giuliani, bemüht gewesen sei, Kiew zu Untersuchungen gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden zu überreden. Giuliani habe auch monatelang (und letztlich erfolgreich) versucht, die Abberufung von Marie Yovanovitch als US-Botschafterin in der Ukraine zu erreichen.

Selbst hat der Mitt fünfziger bisher nicht die Öffentlichkeit der politischen Bühne gesucht. Er gilt im US-Außenamt als Experte für die Ukraine, die Republik Moldau, Weißrussland, Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Von 2015 bis 2018 war der Harvard-Absolvent in russischer Geschichte und Literatur (1989) stellvertretender Missionschef in Kiew, davor arbeitete er zwei Jahre lang im State Department in leitender Position in der Abteilung für Korruptionsbekämpfung in Europa.

CBS News

Seine Karriere im US-Außenministerium hatte der Sohn eines U-Boot-Kommandanten 1992 begonnen, Auslandsmissionen führten den polyglotten Beamten (Ukrainisch, Russisch, Thailändisch, Polnisch, Deutsch und Italienisch) außer in die Ukraine auch nach Polen, Usbekistan und Thailand.

Kent ist seit 1996 mit einer aus Usbekistan gebürtigen Lehrerin verheiratet, die auch für eine ukrainische Zeitung schreibt. Gemeinsam haben sie drei Kinder. (gian, 13.11.2019)