Während es in Bolivien bei Auseinandersetzung seiner Anhänger mit der Polizei zu Todesopfern kam, ließ sich Evo Morales in Mexiko feiern.

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La Paz/Mexiko-Stadt – Evo Morales ist nach eigener Auffassung nach seinem Rücktritt noch immer Präsident Boliviens. Das Parlament müsse den Rücktritt entweder annehmen oder ablehnen, sagte er am Mittwoch, einen Tag nach seiner Ankunft im mexikanischen Exil, im Interview der spanischen Zeitung "El País". "Solange es das nicht tut, bin ich weiterhin Präsident."

Der Senat und die Abgeordnetenkammer Boliviens hatten zuletzt keine Beschlussfähigkeit feststellen können, da die Parlamentarier von Morales MAS-Partei die Sitzung boykottierten. Wenn sein Rücktritt bestätigt würde, stehe nach dem Rücktritt seines Vizepräsidenten verfassungsgemäß der Präsidentin des Senats, Adriana Salvatierra, das Amt des Staatschefs zu, führte Morales fort. Diese hatte zwar am Sonntag im Fernsehen ihren Rücktritt erklärt; am Mittwoch reklamierte sie aber ebenfalls, ihr Rücktritt sei mangels Annahme des Parlaments bisher nicht in Kraft getreten.

10 Tote bei Protesten

Die zweite Vizepräsidentin des Senats, Jeanine Añez, hatte sich am Dienstag zur Interimspräsidentin erklärt. Das verstoße gegen die Verfassung, sagte Morales, der von einem Putsch gegen sich spricht. Das Verfassungsgericht hat die Machtübernahme von Añez allerdings als rechtmäßig gebilligt. Die 52-Jährige muss innerhalb von 90 Tagen eine Neuwahl organisieren.

Die USA haben Añez als Übergangspräsidentin Boliviens anerkannt. Das erklärte US-Außenminister Mike Pompeo am Donnerstag. Auch Kolumbien und Guatemala stellten sich hinter Añez.

Mehr als 500 Menschen wurden bisher verletzt, mindestens 460 verhaftet.
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Am Mittwoch sind zwei weitere Menschen bei den Protesten ums Leben gekommen, die Zahl der Toten stieg damit auf insgesamt zehn. Morales war nach massiven Protesten und auf Druck des Militärs am Sonntag nur drei Wochen nach seiner umstrittenen Wiederwahl zurückgetreten. Der Sozialist hatte sich nach der Abstimmung am 20. Oktober zum Sieger in der ersten Runde erklärt, obwohl die Opposition und internationale Beobachter ihm Wahlbetrug vorgeworfen hatten. (APA, 14.11.2019)