Das Atelier Beatrice Dreux, zu besichtigen am Samstag und Sonntag im Rahmen des "Making Truth Exhibition Parcours" der Vienna Art Week.

Foto: Sandro E. E. Zanzinger

Das Zentrum für politische Schönheit erregt immer wieder Aufsehen, etwa mit "Holocaust Mahmal in Bornhagen" vor dem haus eines AfD-Politikers. Auf der Vienna Art Week stellt die Gruppe sich vor.

Foto: Zentrum für politische Schönheit

Klaus Pichlers "Einhörner" von 2016.

Foto: Klaus Pichler

Dass jemand die Wahrheit gepachtet habe, ist einer der gefährlichsten Irrglauben der Menschheitsgeschichte. Die Vienna Art Week geht deshalb mit Vorsicht an die Sache heran, auch wenn ihr Motto vollmundig Making Truth tönt. "Das Thema ist unglaublich groß, deshalb muss man ihm mit einer gewissen Bescheidenheit begegnen", bremst man doch ein. Es werden in der nächsten Woche weniger Wahrheiten verkündet als untersucht.

Unter dem Label Vienna Art Week bündeln 70 Wiener Museen, Galerien, Offspaces sowie beide Kunstunis und 150 Künstler ab heute wieder ihre Kräfte, um Wien als Stadt der bildenden Kunst in den Fokus der Welt zu rücken. Das Programm ist mit 200 Veranstaltungen dicht, rund um termingerecht eröffnende Ausstellungen in Mumok, Secession oder Mak wuchern Events wie Atelierrundgänge, Diskussionen und Vorträge.

Nicht zu vergessen Szenepartys. Networken ist für Künstler ja so wichtig wie malen, bildhauern und Kollegenwerke bestaunen.

Gemeinsame Sache

Roter Faden ist in Zeiten von Fake News die Wahrheit in der Kunst – auch jenseits von ästhetischen Schlagworten wie "Schönheit durch Wahrheit". Angesprochen werden ganz handfest Ideologien und Machtmissbrauch, die dem Licht der Aufklärung entgegenstehen. Die Gruppe Forensic Architecture aus London schaut seit 2011 den Mächtigen auf die Finger. Sie überprüft die Richtigkeit staatlicher Informationen, indem sie Bilder und Videos der betreffenden Orte zusammenträgt und analysiert. Zuletzt untersuchte Forensic Architecture (22.11., 18.30 Uhr, Atelierhaus der Akademie) so etwa Vorwürfe der Zusammenarbeit von Seenotrettern im Mittelmeer mit Menschenschmugglern. Auch das deutsche Zentrum für Politische Schönheit bringt politische Gesellschaftskritik ins Spiel. Beide stellen sich in Lectures vor.

Sonntags ins Studio

Natürlich geht es aber auch im engeren Sinn künstlerisch zu. Künstler Santiago Sierra wird vortragen (22.11., 18 Uhr, Atelierhaus der Akademie), Kuratorin Barbara Steffen hat ein Symposium zum Thema Frauen in der Kunstwelt (22.11., 15.40 Uhr, Atelierhaus der Akademie) organisiert, Galerist Johann König aus Berlin diskutiert zu The Hidden Dynamics of the Global Art Market (21.11., 17 Uhr, Dorotheum).

Die heimische Szene ist besonders mit den Open Studio Days (16. und 17.11., 15-18 Uhr) präsent, rund 150 Künstler öffnen im Dienste des Faktenchecks ihre Ateliers. Darunter Jakob Lena Knebl, Ashley Hans Scheirl, Lisl Ponger, Karin Ferrari oder Martin Walde. Man hat die Künstler zur 15. Ausgabe als wichtigste Ressource erkannt. (Michael Wurmitzer, 14.11.2019)