Tanzfilme geben keine bloßen Aufzeichnungen wieder, sondern speziell für die Kamera konzipierte Choreografien.

Foto: Marzio Mirabella

"Tanzfilm" meint nicht einfach die Kameraaufzeichnung einer Bühnendarbietung – man würde ein Livekonzert ja auch nicht mit einem Musikvideo vergleichen! Beides hat seine Qualitäten, aber die sind sehr verschieden. Man muss sich beim Tanzfilm etwa nicht mit Kulissen begnügen, sondern kann an spektakuläre Orte wie Stadien und Tiefgaragen gehen. Und die Kamera kann den Blick ganz genau lenken. Tanzfilm ist Millimeterarbeit mit Körpern.

Valentina Moar

Zum inzwischen vierten Mal findet das Tanzfilmfestival Dance on Screen in Graz statt, gezeigt werden experimentelle Kurzfilme, deren Choreografien speziell für die Kamera entstanden sind. 65 sind dieses Wochenende im Kunsthaus zu sehen, sie kommen aus 22 Ländern. Das Spektrum reicht von kühl formal konstruierten Szenen bis zu romantischen Erzählungen. Kunstblut und üppige Kostüme, Breakdance und klassisch, afrikanische Straßenszene und Schlösschenzimmer – alles ist möglich. Auch ein voll computeranimiertes Flubbi statt Tänzern aus Fleisch und Blut.

2016 von der Choreografin Valentina Moar gegründet, ist Dance on Screen in Österreich bisher das einzige Festival seiner Art. Weltweit boomt die Szene. Man empfindet daher neben der ästhetischen auch eine missionarische Aufgabe, will die Gattung Tanzfilm als Kunstform etablieren und Schaffende auf dem Gebiet vernetzen. Deshalb findet zum Abschluss jedes der drei Screenings ein Publikumsgespräch statt. (wurm, 14.11.2019)