Die rot-weißen ÖBB-Cityjets von Siemens kommen weit herum in Europa, bevor sie im Verkehrsverbund-Ostregion eingesetzt werden.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Den Fahrgästen in Regionalzügen und Schnellbahnen geht die Auslieferung der rot-weißen Schnellbahngarnituren "ÖBB-Cityjet" von Siemens ohnehin nicht schnell genug. Jetzt wurde auch noch bekannt, dass die Staatsbahn sechs ihrer Cityjet-Elektrotriebzüge gegen Entgelt an den deutschen Betreiber Odeg verleiht. In der Ostregion müssen deshalb die nicht barrierefreien weiß-blauen 4020er-S-Bahn-Züge länger in Betrieb bleiben, Ersatz kommt im März.

Der Verleih sei bereits bei der Bestellung fixiert worden und „eine Win-win-Situation“, weist ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder Nachteile durch diese Rochade zurück. Ohne Odeg-Deal wären die letzten 24 Siemens-Züge aus dem Rahmenvertrag der ÖBB deutlich teurer gekommen, weil das letzte Los mit 24 Stück deutlich unter der kritischen Losgröße von 35 Stück lag. Die ÖBB bekomme Mietzahlungen für die vereinbarte dreimonatige Verleihung. Eine Zeitverzögerung komme dadurch nicht zum Tragen.

Allerdings muss die ÖBB-Werkstättentochter Technische Services die vor ihrer Ausrangierung stehenden beziehungsweise bereits aus dem Verkehr gezogenen alten 4020er-Garnituren erneut Instandsetzen, schreibt das "International Railway Journal". Die Kosten dieser Rochade lägen unter den Mehrkosten, die aufgrund der kleineren Losgröße entstanden wären, betont man bei der Bahn.

Talent zur Verspätung

Als Grund für die Verspätung nennen Bahn-Insider freilich ganz andere Gründe. Aufgrund der um mehr als ein Dreivierteljahr verzögerten Auslieferung der 21 Bombardier-Nahverkehrszüge "Talent-3" für Vorarlberg seien die dort verkehrenden Talent-1-Elektrotriebzüge unabkömmlich und fehlten unter anderen auf der Vorortelinie S45 in Wien und auf der S-Bahn-Stammstrecke zwischen Wien-Meidling und -Floridsdorf.

Die Odeg in Mecklenburg-Vorpommern braucht die Cityjets um ab Fahrplanwechsel am 15. Dezember die Verbindungen Rostock–Sassnitz/Binz und Rostock–Züssow. Ohne Züge könnte Odeg die Linien nicht bedienen. Die Direktvergabe war von der Nahverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Regio, angefochten worden, das Verwaltungsgericht Rostock erklärte den Zuschlag allerdings im Oktober für rechtens. (ung, 15.11.2019)