Wahlkampf in der Steiermark.

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Linz – David Pfarrhofer, Wahlforscher am Linzer Market-Institut, ist bei seiner Prognose für die steirische Landtagswahl am 24. November betont vorsichtig. Der Grund: Die Stimmung für die Grünen und (in etwas schwächerer Form) für die ÖVP ist einfach zu gut. Das zeigt sich deutlich in der sogenannten Rückerinnerungsfrage: Da werden repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte gefragt, welche Partei sie bei der letzten Landtagswahl gewählt hätten – da kann sich kaum jemand daran erinnern, der KPÖ die Stimme gegeben zu haben, während viel mehr Befragte die Grünen angeben. „Offenbar erinnern sich die Leute da eher an die erst kurz zurückliegende Nationalratswahl“, sagt Pfarrhofer.

SPÖ-Wahlsieg von 2015 verdrängt

Man müsse auch bedenken, dass die Landespolitik generell falsch eingeschätzt wird: Zwar hat die SPÖ zuletzt mehr Stimmen und Landtagssitze bekommen als die ÖVP, dennoch glauben 56 Prozent der Steirerinnen und Steirer, dass die ÖVP die stärkste Kraft im Landtag wäre. Auffallend ist hier, dass es vor allem die Frauen sind, die die ÖVP zu hoch einschätzen, während die Männer immerhin zur Hälfte die richtige Antwort geben.

65 Prozent sagen auch, dass sich die ÖVP stärker als die SPÖ in der Landespolitik durchsetze, nur vier Prozent sehen den Einfluss der SPÖ überwiegen. 23 Prozent nehmen beide Regierungspartner als gleich stark wahr. Zum Vergleich: Als sich 2015 der sozialdemokratische Landeshauptmann Franz Voves der Wahl stellte, sagten 23 Prozent, die SPÖ sei die einflussreichere Partei, nur elf Prozent sagten das von der ÖVP.

Wie stark der Landeshauptmannbonus ist, zeigt sich dann auch in der fiktiven Landeshauptmann-Direktwahlfrage.

Und so steht es um die steirischen Parteien eine Woche vor der Landtagswahl:

  • Die ÖVP kommt in der Market-Erhebung auf 32 Prozent, das wäre ein Zuwachs von dreieinhalb Prozentpunkten. 27 Prozent würden den amtierenden Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer auch direkt wählen.
  • Für die SPÖ zeichnet sich eine Fortsetzung des Abwärtstrends ab: Schon bei der Wahl 2015 hatte die SPÖ fast neun Prozentpunkte eingebüßt, nun droht ihr laut Umfrage ein weiterer Rückgang um rund vier Prozentpunkte auf 25 Prozent. In einer Direktwahl würden nur 14 Prozent der Wahlberechtigten Michael Schickhofer zum Landeshauptmann wählen.
  • Für die FPÖ kommt in der Landeshauptmannfrage Mario Kunasek auf zehn Prozent, die Hochrechnung ergibt 18 Prozent – und damit einen Verlust von neun Prozentpunkten im Vergleich zur vorigen Landtagswahl.
  • Die Grünen würden laut dieser Hochrechnung ihren Stimmenanteil nahezu verdoppeln – ihnen winken 13 Prozent. Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl wäre in einer Direktwahl allerdings ohne Chancen: Nur drei Prozent der Steirer würden sie als Landeshauptfrau wählen.
  • Auch die Neos dürfen gut doppelt so stark abschneiden wie zuletzt: 2015 waren sie mit 2,64 Prozent ohne Mandat geblieben, nun könnten sie sieben Prozent bekommen. Spitzenkandidat Niko Swatek wird aber nur von jedem hundertsten Befragten als erwünschter Landeshauptmann gesehen.
  • Mit fünf Prozent könnte die KPÖ wohl weiter im Landtag bleiben. Als einzige Partei verfügen die Kommunisten mit Claudia Klimt-Weithaler über eine Spitzenkandidatin, die mehr Zustimmung in der Landeshauptmannfrage – nämlich acht Prozent – als ihre Partei in der Hochrechnung erhält.

DER STANDARD ließ von Market auch erheben, wie die steirische Bevölkerung die Reformen der vergangenen Jahre erlebt hat. Die Unzufriedenheit mit den Verwaltungsvereinfachungen (etwa der Zusammenlegung von Gemeinden und ganzen Bezirken) wurde ja 2015 als eine Ursache der Verluste der Großparteien gedeutet. Nun zeigt sich, dass mehr als zwei Drittel der Steirer kaum persönliche Auswirkungen der Reformen gespürt haben – 15 Prozent erleben Verbesserungen, zwei Prozent sogar große Verbesserungen. Andererseits sehen zwei Prozent auch starke Verschlechterungen, für weitere acht Prozent überwiegen die Verschlechterungen die Verbesserungen zumindest tendenziell.

42 Prozent der Befragten sagen, die Steiermark entwickle sich in die richtige Richtung, 37 Prozent sehen eine falsche Entwicklung.

Auffallend ist, dass der Optimismus der Steirer rückläufig ist: Im Jänner dieses Jahres sagten noch 51 Prozent, sie blickten mit Optimismus und Zuversicht in die nächsten Monate, jetzt sagen das nur mehr 46 Prozent. Der Anteil der erklärten Pessimisten ist von elf auf 18 Prozent gestiegen (der Rest ist unentschieden). Jene, die sich am Beginn der Umfrage als Pessimisten bezeichnet haben, geben im weiteren Verlauf besonders oft an, die FPÖ oder die KPÖ wählen zu wollen.

(Conrad Seidl, 16.11.2019)