Schaukeln für das innere Gleichgewicht: Verschiedene Lebenskonzepte zeigt Erwin Wagenhofer in seinem Film "But Beautiful".

Filmladen

Erwin Wagenhofer wollte einen positiven Film machen. Nach We Feed the World, Let’s Make Money und Alphabet hat er sich in seiner neuen dokumentarischen Arbeit nun dem Schönen gewidmet.

In But Beautiful teilen sieben Protagonisten(paare) unter dem Motto „Nichts existiert unabhängig“ ihre Lebensformen und Leidenschaften mit dem Kinopublikum. Das zentrale Element ist die Musik. Wagenhofer hat ihr gleich drei Handlungsstränge gewidmet: jenen des Jazztrompeters Mario Rom, der auch die Filmmusik beisteuert, jenen des New Yorker Autors und Pianisten Kenny Werner und jenen der kolumbianischen Sängerin Lucia Pulido.

Daneben zeigt er zwei alternative Lebenskonzepte: Das Schweizer Ehepaar Barbara und Erich Graf ist nach La Palma ausgewandert, um dort Ödland zu bewirtschaften; der Österreicher Erwin Thoma wurde gegen den Willen seines Vaters Förster und hat mittlerweile die Holz100-Bauweise patentiert, die ohne Chemie und Dämmstoffe funktioniert.

Begenung mit Dalai Lama

Wagenhofer begegnet auch dem Dalai Lama und dessen jüngster Schwester Jetsun Pema. Doch die wohl interessanteste Episode ist die von Sanjit Roy, der nach seiner Ausbildung wieder in sein indisches Heimatdorf zurückkehrte, um dort das Ausbildungszentrum Barefoot College zu gründen. Hier werden u. a. Frauen aus verschiedenen Ländern dazu ausgebildet, Solarlampen herzustellen, um ihre Heimat mit Sonnenenergie versorgen zu können.

Zwischen den Episoden finden sich romantisierend inszenierte Landschaftsbilder, die, ähnlich wie die Auswahl der Protagonisten, etwas beliebig wirken. Auch weil interessante Hintergrundinformationen fehlen: Mario Rom ist zum Beispiel hauptsächlich durch seine Musik omnipräsent. Wenn er selbst zu sehen ist, dann fast ausschließlich in der einen von hinten gedrehten Einstellung.

Dabei war es Rom, der Wagenhofer den Kontakt zu den anderen Musikern vermittelte. Dass der 29-jährige Jazzmusiker bereits neun Jahre mit seiner Band Interzone verbunden ist, erzählt die Doku ebenfalls nicht.

Schöne Bilder

Den Förster Erwin Thoma lässt Wagenhofer hauptsächlich durch den Wald reiten, dass seine Baufirma jedoch bereits über tausend Häuser in 30 Ländern realisiert hat, darunter auch das österreichische Filmarchiv in Laxenburg, bleibt unerwähnt. Ebenfalls dass die Begegnung mit dem Dalai Lama bloßer Zufall war. Wagenhofer wollte eigentlich eine wissenschaftliche Meinung aus der Mitgefühlforschung einholen und traf auf der Mind-and-Life-Konferenz in Dharamsala auf eine spirituelle Autorität.

Es bleiben einige Unklarheiten zurück, worum es Wagenhofer mit But Beautiful eigentlich geht: Wollte er bloß von seiner persönlichen Sicht auf die Welt erzählen, oder will er dazu aufrufen, seine Berufung zu finden? Die angestrebte Verbindung zu den „schönen Bildern“ auf der Leinwand will sich hier jedenfalls nicht richtig einstellen. (Katharina Stöger, 15.11.2019)