Klagenfurt/Lienz – Aufgrund der am Freitagnachmittag wieder stärker werdenden Schneefälle waren am frühen Abend erneut 4.500 Haushalte in Osttirol ohne Stromversorgung. Der weitere Verlauf sei wetterbedingt kritisch, teilte Stromversorger Tinetz mit. An diversen Störstellen könne wegen Lawinengefahr und zu hoher Personengefährdung nicht gearbeitet werden, hieß es.

Eine Straßensperre der L25 ins Defereggental.
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Die 110kV-Versorgung im Umspannwerk Sillian fiel aus. Außerdem war auch die 25kV-Leitung bei Anras unterbrochen. Unversorgt waren Gruben im Tauerntal, Sillian bis Anras, Villgratental und das Gailtal bis zur Landesgrenze. Die Tinetz rechnete in den Abendstunden mit weiteren Störungen wegen des mit dem Temperaturanstieg entstehenden Nassschnees. Auch in Südtirol kam es aufgrund der anhaltenden Schneefälle zu Störungen bei der Stromversorgung. Freitagabend waren rund 7.600 Haushalte ohne Strom.

Die Schneeräumung hatte ordentlich zu tun.
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Lawinen- und Schneebruchgefahr

Aufgrund der anhaltenden intensiven Schneefälle hat das Land die Osttiroler Bevölkerung zur Vorsicht aufgerufen. Neben der Lawinengefahr müsse auch die Schneebruchgefahr beachtet werden, da Bäume und Äste aufgrund der Schneelast brechen könnten.

Noch bis Mitternacht wurden in Osttirol und am Alpenhauptkamm intensive Niederschläge erwartet. Im Lienzer Becken und im Iseltal war mit Starkregen zu rechnen. "Die Bezirkseinsatzleitung beobachtet aktuelle Entwicklungen und reagiert umgehend, sobald entsprechende Maßnahmen benötigt werden", erklärte Bezirkshauptfrau Olga Reisner.

Schülerinnen auf dem Heimweg in Huben in Osttirol.
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Die Hubschrauber des Bundesheeres sollen aus Sicherheitsgründen noch bis Montag in Lienz stationiert bleiben, und auch der Landeshubschrauber stehe für Einsätze und Erkundungsflüge zur Verfügung.

"Große Gefahr"

Die Bildungsdirektion Tirol hatte am Freitag allen Schulen in Osttirol empfohlen, geschlossen zu halten. Für Osttirol und den Alpenhauptkamm wurde am Freitag Lawinenwarnstufe vier der fünfstufigen Skala, also "große Gefahr", ausgerufen. Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, riet vor jeder Skitour oder Variantenfahrt abseits der gesicherten Pisten dringend ab.

Winterliche Straßenverhältnisse in Huben in Osttirol.
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Schienenersatzverkehr eingestellt

Zudem waren im Tiroler Außerfern und im Osttiroler Drautal die Bahnstrecken unterbrochen. Bäume, die infolge der Schneelast umgestürzt waren, hatten Oberleitungen und Oberleitungsmasten beschädigt. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, allerdings musste auch dieser Freitagnachmittag wegen der anhaltenden Schneefälle eingestellt werden. Die Straßenverhältnisse seien zu unsicher, teilte die ÖBB mit.

Der Schienenersatzverkehr wurde wegen des anhaltenden Schneefalls eingestellt.
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Regenmengen in Kärnten

In Kärnten werden aufgrund der aktuellen Wetterlage am Wochenende große Regenmengen erwartet, weshalb die Pegel der großen Stauseen an der Drau in Kärnten abgesenkt worden sind. Wie der Kraftwerksbetreiber Verbund am Freitag mitteilte, waren die Seen bei Rosegg, Feistritz im Rosental und Völkermarkt betroffen: Der Pegel dort liegt nun 1,5 bis 2,5 Meter unter dem Normalniveau.

Wetterlage hält an

Eine "Rote Wetterwarnung" hat am Freitag die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) besonders für Teile Osttirols und Oberkärntens ausgegeben. Die vor allem für die Südhälfte Österreichs sehr feuchte Wetterlage hält demnach bis Dienstag an. Regen und Schneefall können hier weiterhin für umstürzende Bäume, Überschwemmungen und Hangrutschungen sorgen.

Am Bahnhof in Lienz herrschten winterliche Verhältnisse.
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Die Großwetterlage ändert sich den Meteorologen zufolge bis Anfang nächster Woche nur wenig. Über den Alpen mischen sich kalte Luft von Norden und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum. Mit der derzeit vorherrschenden Südströmung stauen sich die Niederschlagswolken an der Südseite der Alpen, und hier regnet und schneit es über Stunden stark, nach Freitag vor allem auch in der Nacht auf Sonntag und wahrscheinlich am Dienstag. (APA, 15.11.2019)