Für Autofahrer und ihr Gefährt wird es im Siebenten künftig noch enger. Die Alternative liegt unter der Erde.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Politisch ist der Wiener Bezirk Neubau so etwas wie der natürliche Lebensraum der Grünen und ihrer Wähler: Die Partei konnte dort mit Thomas Blimlinger den ersten grünen Bezirksvorsteher Wiens stellen, und seit 18 Jahren ist der Bezirk auch in grüner Hand geblieben.

Abseits der politischen Ebene ist Grünraum im Bezirk jedoch Mangelware. Neubau ist einer der am dichtesten besiedelten Bezirke in ganz Wien. Parks mit großen Grünflächen gibt es verhältnismäßig wenige. Geht es nach Bezirksvorsteher Markus Reiter, soll in Neubau aber nach und nach mehr kühlendes Grün Einzug halten – etwa durch das Pflanzen hundert neuer Bäume und der Schaffung von Begegnungszonen in Abschnitten der Zollergasse oder der Neubaugasse.

Platz benötigt

Das alles kostet Platz – zulasten von Parkplätzen. Hinzu kommen ab dem Frühjahr Schanigärten und vor allem die Großbaustellen für das neue Linienkreuz U2/U3. Der Bezirk wird langfristig besser ans Öffinetz angebunden, zumindest während der Bauzeit werden aber auch Autos zurückgedrängt.

Durch all die Maßnahmen wird es in Hochphasen zu einer Stellplatzreduktion von 15 Prozent kommen. Das bedeutet, dass ab dem Beginn der neuen Schanigartensaison im Frühjahr bis zu 600 Parkplätze weniger im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen werden. Schon jetzt suchen Autofahrer zwanzig Minuten lang nach einem Parkplatz im Siebenten, wie eine aktuelle Erhebung zeigt, die Reiter am Freitag präsentierte.

Die aktuelle Situation begreift man in der Bezirksvorstehung aber wohl auch als Chance, um für klimafreundliche Maßnahmen längerfristig mehr Meter zu gewinnen. So ließ Reiter vorsichtig durchblicken, dass es nicht in Stein gemeißelt sei, dass alle oberirdischen Parkplätze nach Abschluss der Bauarbeiten auch wieder zurückkommen werden. Immerhin wolle man im Siebenten "Pionierarbeit" leisten.

Garagenpaket für Bewohner

Allzu sehr will man die Gemüter der Autofahrer aber nicht erhitzen: Als alternative Lösung wird der Bezirk seinen Bewohnern ab 2020 einen Garagenplatz anbieten, der mit maximal hundert Euro pro Monat deutlich unter dem Marktpreis kosten wird. Ein entsprechendes Paket wurde mit der Wirtschaftskammer und sieben Garagenbetreibern geschnürt und soll vorerst ein Jahr lang angeboten werden. Dann wird evaluiert.

Insgesamt 750 Stellplätze werden zum vergünstigten Tarif angeboten. 500 davon befinden sich im Bezirk, 50 weitere in unmittelbarer Nähe. Hinzu kommen 200 Nacht- und Wochenendparkplätze. Für den Deal sind keine finanziellen Zuschüsse seitens des Bezirks notwendig.

Zu spüren bekommen werden die Entwicklungen wohl vor allem bezirksfremde Parker, die das verbilligte Angebot nicht in Anspruch nehmen können. "Bezirksfremden Verkehr" wolle man aber ohnehin eindämmen, sagt Reiter, der darauf verwies, dass es in Neubau selbst immer weniger Autofahrer gebe. Denn das Verkehrsplanungsbüro "Komobile" hat ausgerechnet, dass der Anteil an Pkws pro Haushalt im Bezirk in den letzten Jahren leicht zurückgegangen ist. Dem gegenüber steht eine nahezu gleichbleibende Anzahl an öffentlichen Parkplätzen (2012 waren es 4881, 2019 sind es 4825) sowie öffentlichen und privaten Garagenplätzen (2012: 10.183, 2019: 10.324). (Vanessa Gaigg, 15.11.2019)