Wolfgang Fellner betrauert in Österreich den Abgang von Finanzminister Hartwig Löger. Der verantwortete als Minister manche schöne (und große) Werbekampagne.

Foto: Faksimile Österreich

Dass derzeit in Österreich vielen Menschen bitteres Unrecht geschieht, erfährt man am besten aus "Österreich". Ein besonders grausamer Fall von Sippenhaftung wurde dort neulich unter dem Titel Philippas Bruder schmeißt Job in Sport-Institut hin allen gemeldet, die es in "Profil" überlesen haben. Nach nur einem Jahr verlässt Christopher Beck, der Bruder von Philippa Strache, das Institut Leistungssport Austria. Zwei Kabinettsmitarbeiter von Heinz-Christian Strache hatten ihn dort bei Arbeitsantritt den neuen Kollegen vorgestellt. Nach Straches Karriere-Aus sollten ihm die Stunden reduziert werden. Dieses "Angebot" lehnte er aber ab.

Österreich und das Engagement gegen Korruption

Was das für den österreichischen Sport bedeutet, ist ebenso wenig abzusehen wie der Abschied Hartmut Lögers für die österreichischen Finanzen. Nur ein Wolfgang Fellner war imstande, die ganze Tragik dieses Vorgangs sittlich angemessen zu beschreiben. Bei allem Engagement gegen Korruption, Postenschacher und Parteibuch-Sauereien – für das "Österreich" steht – wurde hier wohl über das Ziel hinausgeschossen: Dass ein Finanzminister als Eigentümervertreter der Casinos letztlich keine andere Möglichkeit hat, als einen zwischen VP und FP sowie den zerstrittenen Casinos-Eigentümern paktierten Polit-Deal durchzuziehen, ist ja wohl auch dem dümmsten Staatsanwalt klar. Oder soll er sich aufhängen?

Mal herhören, ihr dummen Staatsanwälte! Bei allem Engagement gegen Korruption, Postenschacher und Parteibuch-Sauereien kommt es gar nicht infrage, über das Ziel hinauszuschießen, das ein Wolfgang Fellner in Verfolgung seiner medienpolitischen Sauereien absteckt. Sauereien, die zu vollbringen er unter anderem in der Möglichkeit sieht, als Kolumnist zu wirken. Oder soll er sich aufhängen? Doch was würde dann aus der Qualitätspresse, für die "Österreich" steht, wie ein Fels in der Brandung?

Ovid und Blümel

Mit einem Hinweis auf die Möglichkeit, sich aufzuhängen, war er bei dem von ihm gekürten Nachfolger Lögers bisher zurückhaltender. Besser noch, er bestätigt ihm: VP-Politiker ist multitaskingfähig – Blümel mit Ovid beim Balancieren. Dankbar apportierte "Österreich" ein Selfie, welches Gernot Blümel auf Instagram gepostet hatte, und das ihn auf einem "Balance Board" zeigt. Krimi liest er dabei keinen, stattdessen ein Werk des antiken römischen Dichters Ovid. Ovids erstes Werk, die Liebesgedichte Amores, war in der Antike ja ein richtiger Gassenhauer. Aus dem Foto geht zwar weder Autor hervor noch Werk, Hauptsache, das Balance Board war glaubwürdig. Schließlich geht es um einen künftigen Finanzminister.

"Burschen heraus!"

Höchstes Unrecht droht, und Andreas Mölzer beschwor es neulich in seinem Blatt "Zur Zeit", den Burschis. Die nächste Verbotswelle – vermutlich nach dem Rauchverbot – wird alle nationalfreiheitlichen Korporationen treffen, ahnt er und fordert: Burschen heraus, es ist höchste Zeit! Um sie herauszulocken aus den Buden, wo sie im biedermeierlichen Wohlbefinden weiter Alt-Heidelberg und "Bewahrer des Deutschtums" spielen, statt sich gegen Diffamierung zur Wehr zu setzen, legt er ein Positionspapier vor, das die Öffentlichkeit endgültig von der Harmlosigkeit ihres Treibens überzeugen soll.

Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, vor allem dann nicht, wenn es gilt, Reste von Rassismus und Antisemitismus dort, wo es Restbestände von Teilen jenes Ungeistes gab oder möglicherweise sogar noch gibt, diese zu benennen, sich davon zu distanzieren und für alle Zukunft zu unterbinden.

Hohelied auf den Erfolg der AfD

Jetzt keine Angst, bei dem Positionspapier handelt es sich nur um einen Vorschlag, keine verbindliche Richtlinie. Man darf den Burschen nicht überfordern, sonst wird er zum Einzelfall. Daher zum Ausgleich gleich dahinter Restbestände wie diese: George Soros kann es nicht lassen. Der Spekulant – der von der "New York Times" ehrfurchtsvoll als "Philanthrop" bezeichnet wird, mischt sich in die anstehenden Vorwahlen der US-Demokraten ein.

Doch es gilt nicht nur, solche Art Reste von Antisemitismus zu unterbinden. Zu guter Letzt darf Walter Seledec das Hohelied auf den Erfolg der AfD in Thüringen anstimmen. Sie möge sich im übrigen auf die "deutschen Tugenden" (diese Anführungszeichen!) besinnen und ohne die "Siegermächte" politisch agieren. So wird die AfD weiter auf Erfolgskurs bleiben! Gratulation! Danke. (Günter Traxler, 17.11.2019)