Bild nicht mehr verfügbar.

Die Stimmen wurden in Schachteln gesammelt und dann zu Auszählzentren gebracht.

Foto: REUTERS/Indunil Usgoda Arachchi

Colombo – Die Präsidentenwahl in Sri Lanka ist von gewaltsamen Zwischenfällen überschattet worden. Ein Bus-Konvoi mit Wählern der muslimischen Minderheit wurde nach Polizeiangaben am Samstag beschossen und mit Steinen beworfen.

In der Tamilen-Hochburg Jaffna im Norden des Landes wurden zehn Männer festgenommen, die nach Einschätzung der Polizei "Ärger machen wollten". Im April war das Urlauberparadies Sri Lanka von Anschlägen islamischer Fundamentalisten erschüttert worden, bei denen 269 Menschen getötet wurden.

Ergebnisse erst am Sonntag

Bei der Präsidentenwahl wurde mit Spannung erwartet, ob der 70-jährige ehemalige Militärchef Gotabaya Rajapaksa als Sieger aus dem Urnengang mit 35 Bewerbern hervorgeht. Der STANDARD stellte beide Kandidaten im Vorfeld vor. Ergebnisse wurden erst für Sonntag erwartet. Die Wahlbeteiligung erreichte offenbar wie 2015 einen Wert von etwa 80 Prozent.

Für die Absicherung des Wahlgangs in dem südasiatischen Inselstaat wurden rund 85.000 Polizisten mobilisiert. Zur Wahl aufgerufen waren fast 16 Millionen Wahlberechtigte. Beobachter erwarteten ein enges Rennen zwischen Sajith Premadasa von der Regierungspartei UNP und dem Oppositionskandidaten Rajapakse, dessen Bruder Mahinda das Land bis 2015 mit eiserner Hand regiert hatte. Sollte Gotabaya Rajapakse als Sieger aus der Wahl hervorgehen, könnte dies darauf hinauslaufen, dass der Ex-Präsident faktisch wieder an die Macht gelangt. So könnte Mahinda Rajapakse als Regierungschef eingesetzt werden.

80 EU-Wahlbeobachter

Die Europäische Union war bei dem Wahlgang in Sri Lanka mit 80 Wahlbeobachtern vertreten. Im Verlauf des Wahlkampfes gab es mehrere gewalttätige Vorfälle. Am Samstag feuerten im Nordwesten des Landes bewaffnete Männer auf einen Konvoi von mehr als hundert Bussen, mit denen Wähler der muslimischen Minderheit zur Stimmabgabe gelangten.

Nach Polizeiangaben verbrannten die Angreifer Reifen auf der Straße und errichteten provisorische Straßensperren. Zudem warfen sie Steine auf die Busse. Mit solchen Zwischenfällen sollten die Angehörigen von Minderheiten offenbar – wie bei früheren Wahlgängen – von der Stimmabgabe abgehalten werden.

Minderheiten als Knackpunkt

Die Stimmen der tamilischen und muslimischen Minderheiten könnten bei der Wahl letztlich den Ausschlag geben. Ein Vertreter der Wahlbehörden räumte Versäumnisse beim Schutz der Minderheiten ein. Die Muslime hätten um Wahllokale an ihren Wohnorten gebeten, um keine langen Strecken zu den Orten zurücklegen zu müssen, in denen sie registriert sind. "Sie waren sich sicher, dass es zu solchen Störungen kommen würde", erklärte der Vertreter.

Zwischenfälle gab es auch auf der hauptsächlich von Tamilen bewohnten nördlichen Halbinsel Jaffna. Nach Polizeiangaben errichtete die Armee illegalerweise Straßensperren. Diese seien aber rasch wieder abgebaut worden. Auf einer Tee-Plantage 90 Kilometer östlich der Hauptstadt Colombo wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern verschiedener Kandidaten zwei Menschen mit Messerstichen verletzt. (APA/AFP, 16.11.2019)