Fokussiert.

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Nervenstark.

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Und effizient: Dominic Thiem ist in Topform.

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Alexander Zverev beeindruckte mit enormen Aufschlägen, fiel aber auch durch spielerische und mentale Instabilität auf.

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London – Nach nur 94 Minuten war es vollbracht. Dominic Thiem verbarg kurz sein Gesicht, riss dann die Hände nach oben. Nur noch ein Sieg fehlt dem Niederösterreicher zum bisher größten Triumph seiner Karriere. Der 26-Jährige erreichte am Freitagabend erstmals das Endspiel der ATP Finals. Thiem besiegte in der Londoner O2-Arena vor 17.500 Zuschauern im Halbfinale den deutschen Titelverteidiger Alexander Zverev mit 7:5, 6:3.

Thiem von fünf auf vier

Thiem trifft am Sonntag im Kampf um seinen sechsten Saison-Titel bzw. insgesamt 17. Turniertriumph auf den erst 21-jährigen Griechen Stefanos Tsitsipas. Dieser hatte zuvor den Schweizer Roger Federer ausgeschaltet. Das Finale geht am Sonntagabend (19.00 Uhr MEZ/live ServusTV, Sky) in Szene. Gegen Tsitsipas hat Thiem eine 4:2-Bilanz, zuletzt hatte Thiem den Youngster im Finale von Peking mit 3:6, 6:4, 6:1 bezwungen. Der Lichtenwörther wird sich am Montag unabhängig vom Ausgang des Finales auf Platz vier verbessern und sein bisher bestes Ranking einstellen.

"Das ist ein großer, großer Traum, der für mich wahr geworden ist", freute sich ein umjubelter Thiem in der ausverkauften Arena. "Es ist eines der besten und prestigeträchtigsten Turniere des Jahres. Ich habe die Chance, morgen das Finale zu spielen, das fühlt sich unwirklich für mich an." Im achten Duell mit Zverev ("einen guten Freund") setzte sich Thiem zum sechsten Mal durch und er hat in den vergangenen Wochen auch seine Liebe zum Hallentennis entdeckt. "Besonders in Wien und jetzt in dieser Woche bin ich ein großer Indoor-Fan geworden auf schnelleren Belägen."

Viel Bares und einige Punkte

Mit dem Einzug in sein drittes ganz großes Finale nach zwei French-Open-Endspielen hat Thiem 800 Zähler für die Weltrangliste sicher, ebenso ein Gesamtpreisgeld von 1,302 Mio. Dollar (1,18 Mio. Euro). Im Endspiel geht es um 500 weitere ATP-Punkte sowie ein zusätzliches Preisgeld von 1,35 Mio. Dollar (1,22 Mio. Euro).

Thiems Aufschlag funktionierte vor allem zu Beginn nicht nach Wunsch, mit dem ersten lag er lange nur bei rund 50 Prozent, während Zverev in Bereichen von 90 war. Also musste Thiem im dritten und fünften Game je einen Breakball abwehren. Doch der Schützling von Nicolas Massu, der am Samstag wieder in der Betreuerbox saß, steigerte seine Effizienz beim Service und Zverev schwächelte beim Stand von 6:5 für den Österreicher. Bei 15:40 hatte Thiem zwei Break- und Satzbälle, den zweiten verwertete er, weil Zverev Nerven zeigte und einen Doppelfehler einstreute.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs dominierten die Aufschlagspieler, doch bei 2:2 war Thiem zur Stelle und nutzte seinen dritten Breakball zum 3:2. Als Thiem bei 4:2 zwei Breakbälle des Vorjahressiegers abwehrte und auf 5:2 stellte, war die Entscheidung gefallen.

"Im ersten Satz sind mir beim Break einige sehr gute Returns gelungen, im zweiten Satz musste er öfter als normal über den zweiten Aufschlag gehen. Diese Chance habe ich genutzt, das waren die zwei Schlüssel für das Match", analysierte Thiem noch auf dem Platz.

Schmeicheleien vor dem Duell

Auf Tsitsipas hält Thiem große Stücke, wie er schon im Vorfeld gesagt hatte. "Ein Riesenspieler und ich glaube, dass es ihm auch taugt, wenn der Belag schneller ist. Indoor vor allem. Ein richtig geiler Spieler, dem ich auch selber gern zuschaue. Ich habe sehr gute Erinnerungen an ihn und das letzte Match in Peking."

Der Grieche gab dieses Lob zurück. "Ich habe das noch nicht gesagt, aber Dominic hat mich sehr inspiriert, dass ich eine bessere Version meiner selbst werde, wenn ich auf dem Platz stehe", gestand Tsitsipas. "Ich sehe viele Dinge, die er auf dem Platz macht, und ich versuche sie auch zu tun. Weil, was Roger macht, macht Roger". Es sei wirklich schwer, ihn zu kopieren. Das Spiel von Thiem sei hingegen insofern normaler, als dass es leichter möglich sei, zu reüssieren.

Letzte Attacke 2019

Thiem ist jedenfalls zu favorisieren, zumal er seine Verkühlung offenbar nun wieder gut im Griff hat. "Es geht viel besser. Ich habe mich echt in Ordnung gefühlt. Morgen ist das letzte Match der Saison. Ein unglaublich wichtiges, mit den zwei Grand-Slam-Finali das wichtigste meiner Karriere. Das heißt, ich werde alles raushauen." (APA, red, 16.11.2019)