Zumindest in der SPÖ Burgenland ist für Hans Peter Doskozil alles eitel Wonne.

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Als Hans Peter Doskozil seine Rede beendet hatte, standen die 700 Menschen im Raidinger Liszt-Zentrum auf und applaudierten minutenlang. Der große, stattliche Mann, der seit Februar Landeshauptmann des Burgenlandes ist und für viele auch Hoffnungsträger der SPÖ, biss sich auf die Unterlippe. Die Ovationen schienen ihm peinlich. Tatsächlich war er tief gerührt. Beinahe den Tränen nahe.

Doskozil hat ja nicht bloß zu kämpfen für die bevorstehende Landtagswahl am 26. Jänner. Sondern auch mit dem persönlichen Schicksal, das ihm schon zwei Stimmbandoperationen umgehängt hat. Eine dritte soll nach der Wahl folgen.

Hörbar ist er gehandicapt. Er haucht mehr, als dass er redet. Von "mitreißen" nicht zu sprechen. Gleichwohl gelang es ihm, die Genossen und Genossinnen, nicht nur die burgenländischen, übers gewöhnliche Parteitagsmaß hinaus zu enthusiasmieren. Für ein paar Momente zumindest.

Im Vorfeld des Listenerstellungsparteitags hatte er in Interviews für Krone und Presse der Bundespartei attestiert, im Augenblick nicht regierungsfähig zu sein, und den hauptsächlich in Wien beheimateten "linken Eliten" ausgerichtet, dass, was sie sich denken, ihm weitgehend "wurscht" sei. Pamela Rendi-Wagner, die Chefin, sei die richtige Chefin. Zwar, aber: "Zum jetzigen Zeitpunkt". Man sei, erläuterte er in Raiding, "in einer Findungsphase". Gleichwohl rüffelte er den anwesenden Steirer Max Lercher, man brauche auch keine Neugründung. Man sei nämlich "eine stolze Partei".

Ohren spitzen

Alles also beim Alten, gewissermaßen. Der burgenländische Quälgeist nimmt sich weiterhin kein Blatt vor den Mund. Außer jenes, welches das Schicksal ihm auferlegt hat.

Man spitzte aber, so schien es jedenfalls, mehr als sonst die Ohren. Mucksmäuschenstill war es, als Doskozil meinte, die Politik sei schon auch selber schuld am desaströsen Image. Zu verwegen seien stets die Wahlversprechen gewesen. Zu armselig die Umsetzungen. Er wolle das Verhältnis umkehren. Sein Kernstück sei – neben der schon gestarteten Pflegeoffensive und der Bio-Wende – der landesnahe Mindestlohn von 1.700 Euro netto. Und damit die Frage: "Was ist Arbeit wert?"

Die Chefin vergalt dem Kritiker die Kritik mit Gunstbeweisen. Sie habe Doskozil als Macher kennengelernt, eh nicht als Redner oder gar Herumredner: "Sakko aus, Ärmel hoch, tun."

Auch die angereisten Amtskollegen – der Kärntner Peter Kaiser und der Wiener Michael Ludwig – attestierten dem Burgenländer Nämliches. Dessen Stimme schien allen jedenfalls beim Stimmenfang fast zweitrangig. 99 Prozent der Delegierten wollten ihn als Spitzenkandidaten.

Doskozil erzählte, dass er die ersten beiden – völlig stimmlosen – Wochen nach der Operation tief in sich gegangen sei, ob er überhaupt weitertun solle. "Ich hoffe, ich habe mich richtig entschieden." Ludwig tat die Stimm-Fisimatenten des Kollegen mit einem Blick auf die Stimmung im Saal ab: "Ich höre schon den Schlachtruf: Dosko, Dosko, Dosko!"

Handfestes wurde dann auch präsentiert. Die Mitgliederbefragung habe mit 49 Prozent eine Mehrheit für die Fortsetzung von Rot-Blau ergeben. 40 Prozent der roten Mitglieder plädierten aber auch für Rot-Grün.

Die Grünen trafen sich im nahen Neutal. Hinter den aktuellen Mandataren Regina Petrik und Wolfgang Spitzmüller kandidiert, aussichtsreich, Manuela Juric. Auf Platz vier tritt Georg Tischler an. Der Golser war 2004 in Athen Paralympicssieger. Mit 10,32 Meter hält er den Kugelstoß-Weltrekord aus dem Rollstuhl, aus dem heraus er seit einem Mopedunfall 1977 das Leben meistert. (Wolfgang Weisgram, 17.11.2019)