Papier und Plastik sollten eigentlich in verschiedene Tonnen geworfen werden.

Foto: Rainer Maichin

Jetzt, nachdem so ziemlich alle Parteien das Thema Klima und Umwelt als vordringliches Ziel ihrer politischen Agenda formuliert haben, wollte es der Grazer Umweltaktivist und Energiesparexperte Rainer Maichin genau wissen. Er prüfte vor Ort nach, wie es die Spitzenpolitiker selbst mit dem Umweltschutz halten und, vor allem, wie sie in ihrem eigenen Verantwortungsbereich damit umgehen.

Maichin begann ganz oben, bei Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und dessen Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ). Der Umweltexperte in spizierte die Restmülltonnen am Amtssitz der Landeshauptleute in der Grazer Burg. Sein sprichwörtliches Resümee des in den Mülltonnen gefundenen, fotografisch und filmisch dokumentierten Abfalls: "Wie heißt es so schön? Wasser predigen und Wein trinken."

Alles in einer Tonne

In den großen schwarzen Restmüllcontainern fand sich so ziemlich alles, was eigentlich in diverse Mülltrennungsbehälter gehören würde: Glasflaschen, Essensreste, Plastikflaschen und -säcke, Laub, Blumen, Energydrink-Dosen, Sektflaschen, Zeitungen, Magazine, Stofffetzen und Milchpackungen. Und das, sagt Maichin, "obwohl in den Leitlinien des Landes und den Wahlprogrammen der Parteien die Trennung des Mülls stark propagiert und von der Bevölkerung eingefordert wird".

Maichin, der für seine Initiative eines "Restmülltagebuchs", das aufzeigt, wie Abfälle im Alltag vermieden werden können, einen Grazer Umweltpreis erhalten hatte, hat anhand der in der Burg vorgefundenen Müllmengen errechnet, dass sich der Amtssitz der Landeshauptleute und die dortige Verwaltung jährlich gut 20.800 Euro ersparen würden, wenn sie den Müll ordnungsgemäß trennen würden.

Maichin hat seine Müllinspektion des Amtssitzes auch in einem kleinen Video dokumentiert, das er mit seiner Ehefrau und einer von Freunden "ausgeliehenen" Kinderstimme als kleine politische Lehrstunde produziert hat.

Nachdem der Müllaktivist die zuständige Verwaltungsabteilung in der Landesregierung auf den Missstand aufmerksam gemacht hatte, regierte diese übrigens sehr rasch und effizient. "Sie hat die Mülltonnen einfach weggeräumt und versteckt, die Container sind an ihrem ursprünglichen Platz nicht mehr aufzufinden. Sie wurden in einen hinteren Trakt eingesperrt", sagt der Energieexperte, der auch das Verschwinden der Tonnen dokumentierte.

Keine Zugeständnisse

In der für die Müllcausa zuständigen Abteilung 2 der steirischen Landesregierung will die dortige Abteilungsleiterin für die Zentralen Dienste, Christine Klug, im Gespräch mit dem STANDARD aber partout kein Missverhalten erkennen.

"Wenn mit den besagten Mülltonnen jene gemeint sind, die ehemals im dritten Burghof gestanden sind, kann ich beruhigen: Diese sind nicht ‚verschwunden‘, sondern endlich in einem entsprechend adaptierten Müllraum untergebracht", sagt Klug. Für eine getrennte Müllentsorgung stünden "sowohl in den Bürohäusern als auch im erwähnten Müllraum entsprechende Sammelbehältnisse zur Verfügung".

Im Endeffekt, so ist aus Maichins Dokumentation erkennbar, landet ganz offensichtlich erst wieder alles gemeinsam in den Restmülltonnen. (Walter Müller, 18.11.2019)