Der Markusplatz wird jedes Jahr überflutet, doch heuer ist das Acqua alta besonders drastisch.

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Elisabetta Spitz ist in Italien als Troubleshooterin bekannt.
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Elisabetta Spitz soll Venedig buchstäblich vor dem Untergang bewahren. Und zwar subito, wenn es nach dem Wunsch der italienischen Regierung geht. Als Reaktion auf das jüngste, zerstörerische Rekordhochwasser in der Lagunenstadt wurde die 66-jährige Architektin mit österreichischen Wurzeln offiziell zur Kommissarin für die Vollendung des venezianischen Dammsystems Mose ernannt. Ihre Hauptaufgabe dabei ist, den Sumpf aus Korruption und Unvermögen trockenzulegen, in dem das milliardenteure Megaprojekt steckengeblieben ist.


Die Superkommissarin, wie sie in Medien bereits genannt wird, ist in Italien als Troubleshooterin bekannt. Nach der Jahrtausendwende war sie viele Jahre als Direktorin der staatlichen Liegenschaftsagentur eine der einflussreichsten Managerinnen des Landes. Als solche lernte die Römerin nicht nur die entnervende Bürokratie der italienischen Ministerien, sondern auch die mafiösen Verstrickungen in der Bau- und Immobilienbranche kennen.

Von Stränden bis zum Kolosseum

Sie verwaltete alle Staatsgüter der Kulturnation – von Stränden bis zum Kolosseum – sowie die beschlagnahmten Vermögensgüter der Mafia und verschaffte so dem italienischen Staat hohe Einnahmen. "Das erklärt, warum uns linke Politiker ebenso mögen wie rechte", witzelte Spitz einmal in einem Interview mit dem STANDARD.

Sie selbst war mit dem christdemokratischen Politiker Marco Follini verheiratet. Aus der mittlerweile geschiedenen Ehe stammt eine Tochter.

Großvater flüchtete vor Nazis

Spitz spricht fließend Deutsch, ihre Großeltern kamen aus Wien. Der Großvater flüchtete vor dem Naziregime und hielt sich im Vatikan versteckt, wo er später als Diplomat tätig war. Ihr Vater wurde vom Vorarlberger Jesuitenkolleg Stella Matutina in ein Institut desselben Ordens nach Brescia geschickt. Mit Österreich ist die Managerin immer noch sehr verbunden. Als ausgezeichnete Skifahrerin verbringt sie Winterurlaube gern im Stubaital.

Beraterin der Hafenbehörde

Aber auch Venedig ist für Elisabetta Spitz eine vertraute Umgebung. Zwischen 1992 und 1999 leitete sie ein Konsortium zum Schutz der bewohnten Gebiete der Lagunenstadt. 2009 wurde sie zur Beraterin der Hafenbehörde ernannt. Die Chancen stehen also gut, dass das Jahrhundertprojekt Mose (modulo sperimentale elettromeccanico) bis 2021 fertiggebaut wird. Dann könnte das alljährlich wiederkehrende Acqua alta in Venedig finita sein. (Michael Simoner, 17.11.2019)