Die Party vor 41.100 Gästen im Wiener Happel-Stadion war zwar nicht ausschweifend, sie ist aber letztendlich doch gelungen.

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Am Sonntag wurde ausgenüchtert, das ursprünglich geplant gewesene Training abgesagt. Teamchef Franco Foda zeigte Gnade. Ausschlafen schlug Auslaufen. Am besten haben es David Alaba, Marko Arnautovic, Martin Hinteregger, Konrad Laimer, Stefan Lainer, Marcel Sabitzer und Andreas Ulmer erwischt, sie wurden noch am ganz späten Samstagabend aus dem Kader entlassen (nicht für immer).

Die glorreichen sieben müssen am Montagvormittag nicht in den Flieger nach Riga steigen oder fallen, um am Dienstagabend (20.45 Uhr) gegen Schlusslicht Lettland die Gruppe G zu beenden. Foda begründete die Reduzierung mit leichten Blessuren und dem dichten Programm. Nachnominiert wurden Maximilian Wöber und der Rapidler Maximilian Ullmann. Es wird somit im Vergleich zum völlig ungefährdeten 2:1 gegen Nordmazedonien zumindest sieben Veränderungen geben.

Es ist also vollbracht, Österreich beehrt zum dritten Mal eine Fußball-EM. 2008 konnte man als Co-Gastgeber nichts dafür, Teamchef Josef Hickersberger schöpfte damals aus dem Leeren. Sein Spruch "Die Richtigen, nicht die Besten müssen spielen" erreichte Kultstatus. Die Leistungen waren dann gar nicht so schlecht.

Irrläufer

Der Weg nach Frankreich 2016 verlief spektakulär, neun Siege, ein Unentschieden. Der Vertrag mit Teamchef Marcel Koller wurde noch vor der Endrunde verlängert. Die Nation war euphorisiert, das erste Mal ist halt am schönsten. Der Schweizer Koller setzte auf Spieler, die bei ihren Vereinen selten bis nie zum Einsatz kamen (Almer, Fuchs, Janko), insofern war es eine spezielle Geschichte, ein Selbstläufer. Die EM wurde aber zum Irrläufer.

Foda konnte nun aus dem Vollen schöpfen. Die Breite des Kaders ist enorm, die meisten Kicker nehmen bei ihren Vereinen tragende Rollen ein, sie strotzen vor Selbstvertrauen, der Konkurrenzkampf ist kein Lercherlwind.

Der Start in die Quali verlief trotzdem haarsträubend, 0:1 gegen Polen, 2:4 in Israel. Verbandspräsident Leo Windtner attestierte damals dem Team den "Charakter einer Schülermannschaft". Kapitän Julian Baumgartlinger verkniff sich in der Stunde des Erfolgs den Seitenhieb nicht: "Die Schülermannschaft fährt zur Euro. Da sind aus den eigenen Reihen Schüsse gekommen. Wir haben gut reagiert, intern Klartext gesprochen, uns zusammengerauft, sind in die Erfolgsspur geraten. Das war großartig, der Teamgeist ist perfekt, wir lassen nicht locker, müssen uns Schritt für Schritt verbessern." Windtner hat die Geschichte abgehakt, er wies darauf hin, dass diese Qualifikation "nüchterner, aber extrem professionell war. Eine starke Fehleranalyse. 2016 war emotional hochfliegender, aber diese Bodenständigkeit tut uns gut."

Vertrauensverhältnis

Fodas Vertrag läuft nach der Endrunde aus, eine vorzeitige Verlängerung steht nicht auf Windtners Agenda. "Wir haben ein robustes Vertrauensverhältnis." Der 53-jährige Foda ("Ich bin stolz auf die Mannschaft, ein außergewöhnlicher Moment") macht diesbezüglich keinen Druck.

Fußballerisch gibt es Luft nach oben, das Potenzial wurde nur selten ausgeschöpft. Beim 0:0 in Polen etwa, auch das vorentscheidende 1:0 in Slowenien war beeindruckend. Die Mehrheit des Personals hat den Zenit noch weit vor sich. Im Mittelfeld und in der Innenverteidigung herrscht Gedränge, Alexander Schlager hat das Zeug zum Einsertormann. Im zentralen Sturm herrscht aber Mangel. Eine Alternative zu Marko Arnautovic ist nicht in Sicht. Der verdient viel Geld in Schanghai, ob er im Juni 2020 in Bestform ist, wird sich weisen. Das Niveau in der chinesischen Liga ist matt.

Am Dienstag ist Riga, das Match gegen Lettland. Foda sagt in aller Nüchternheit und Tradition: "Wir wollen immer gewinnen." (Christian Hackl, 17.11.2019)