Der Besitzer dieses Hauses wurde tot geborgen.

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Eine Mure hat in Bad Gastein zwei Häuser zerstört.

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Einsatzkräfte in St. Veit an der Glan.

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Die großen Niederschlagsmengen haben in Österreich auch am Montag zu Murenabgängen geführt. In Kärnten forderten die Unwetter ein erstes Todesopfer: Im Bezirk Spittal in Bad Kleinkirchheim wurde am Montagvormittag ein Wohnhaus von einer Mure getroffen und fast völlig zerstört. Der 80-jährige Hausbesitzer befand sich außerhalb des Hauses und konnte nur noch tot geborgen werden.

Luftaufnahmen von Murenabgängen im Gasteinertal.
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In Bad Gastein war eine 79-Jährige bei einem Murenabgang, der zwei Wohnhäuser einschloss, am Sonntag schwer verletzt worden. Die Schlammlawine zerstörte ein Einfamilienhaus völlig und schob dieses auf ein darunterliegendes Haus. Eine weitere Person war im Haus eingeschlossen. Die Einsatzkräfte hatten Sprechkontakt zu der Person – gegen drei Uhr morgens meldeten die Einsatzkräfte dann, dass sie befreit werden konnte. Die Lage war in Salzburg, Osttirol, Oberkärnten und Teilen der Steiermark weiterhin angespannt, die Lawinengefahr teils extrem hoch. Wirklich entspannen soll sich die Wetterlage erst ab Mittwoch.

Im Kärntner Bezirk Spittal an der Drau blieb in einigen Gemeinden der Zivilschutzalarm aufrecht. Die Mölltal-Bundesstraße B106 bleibt noch tagelang gesperrt, teils bleiben auch die Schulen geschlossen. Zahlreiche weitere Straßen waren ebenfalls unpassierbar. Auch die Tauernbahn fuhr nicht, das wird laut ÖBB auch noch einige Tage so bleiben.

Hochwassereinsatz

Im Gurktal standen am Montagnachmittag sämtliche Feuerwehren im Hochwassereinsatz. Es gab Überschwemmungen, dazu kamen Verklausungen und kleinere Hangrutschungen. Im gesamten Gurktal kam es zu Verkehrsbehinderungen. In Bad Kleinkirchheim wurde rund um jenes Haus, das von einer Mure zerstört worden war, eine Reihe weiterer Gebäude geräumt.

ORF

In Osttirol hat sich die Lage am Montag leicht entspannt. Allerdings waren am Nachmittag noch rund 1.400 Haushalte ohne Strom. Die Wetterbesserung wurde genutzt, um mit Hubschrauberflügen Störstellen zu lokalisieren und zu beseitigen. Auch gab es weiter zahlreiche Straßensperren im Bezirk Lienz, etwa die Felbertauernstraße und die Gailtalstraße. Ebenfalls gesperrt blieb die Pustertalstraße auf Südtiroler Seite, Lienz war nur über Kärnten erreichbar. Am Dienstag werden die mittleren und höheren Schulen wieder ihren Betrieb aufnehmen, die allgemeinbildenden höheren Schulen sollen selbst entscheiden, ob eine Öffnung wieder möglich ist.

Im Südtiroler Pustertal entgleiste Montagfrüh zwischen Kiens und Mühlbach ein Zug wegen einer Mure. Im Zug befanden sich drei Zugbegleiter und ein Passagier. Sie wurden laut Medienberichten evakuiert, sie blieben unverletzt. Die Bahnlinie ins Pustertal wurde vorerst gesperrt.

Im Virgental macht man sich laut Bürgermeister Sorgen um die Lebensmittelversorgung. Laut ORF sei momentan eine Luftbrücke angedacht, um die Versorgung der abgeschnittenen Region sicherzustellen.

Lawinensprengungen

Teilweise Entspannung herrschte auch anderswo im Land: Nach dem Lawinenabgang auf die Ranalter Straße in der Nähe der Talstation der Stubaier Gletscherbahnen waren Montagvormittag zunächst nach wie vor Gäste und Mitarbeiter der Gletscherbahnen im hinteren Stubaital eingeschlossen. Lawinensprengungen wurden durchgeführt, Montagnachmittag waren die Räumarbeiten abgeschlossen, Gäste und Mitarbeiter konnten das Tal verlassen.

In Salzburg haben sich die Hochwassersituation und die Erdrutschgefahr etwas entspannt. Allerdings waren noch einige Straßen und auch Gleise blockiert. Die inneralpine Bahnstrecke zwischen Hochfilzen und Bruck-Fusch im Pinzgau wurde um 14 Uhr eingleisig freigegeben. Auf der Straße nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten sind Bad Gastein und Hüttschlag im Pongau. Wieder erreichbar waren Zell am See und Saalbach im Glemmtal. Die Pinzgauer Straße B311 bleibt zwischen Schwarzach und Lend weiter gesperrt, eine Umfahrung ist über das Deutsche Eck möglich. Das Gasteinertal ist über Zell am See und Bruck erreichbar.

Große Schäden

Die Aufräumarbeiten und Sicherungsmaßnahmen liefen am Montag auf Hochtouren. Die Bezirkshauptmannschaft Zell am See hat das Bundesheer angefordert. Die Zivilschutzwarnung für Großarl wurde aufgehoben, für Muhr, Hüttschlag und Bad Hofgastein blieb sie noch aufrecht. In den Gebirgsgauen waren viele Güterwege und Forststraßen unpassierbar. Die Lawinengefahr in den Hohen Tauern und im Lungau ist groß, dafür sanken die Wasserstände der Flüsse.

Im oberen Murtal blieb die Lage am Montag kritisch. Mit dem Nachlassen des Starkregens zeigte sich das Ausmaß der Schäden: Muren und Schlammlawinen, überflutete Keller und hohe Pegelstände der Mur. Bereits in der Nacht auf Sonntag hatten 50 Personen in Stadl an der Mur im Bezirk Murau ihre Häuser verlassen müssen. Im Bereich Stadl-Predlitz wurden Teile der Murtalbahnstrecke zerstört, der Gleiskörper der Murtalbahn wurde an einigen Stellen unterspült, an anderen von Muren verlegt. Auch Schienenersatzverkehr war nicht möglich. Die Mur entlang gab es bis Zeltweg zahlreiche Überflutungen.

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Zahlreiche Zugstrecken im Westen und Süden gesperrt

Wegen der massiven Niederschläge und Unwetter waren am Montag zahlreiche Zugstrecken im Westen und Süden Österreichs unterbrochen. Im Bereich Oberes Drautal, Brixental/Salzachtal, Tauern und Salzkammergutbahn kam es zu Streckensperren. Teilweise war auch kein Schienenersatzverkehr möglich, weil die Straßen gesperrt waren.

Genaue Prognosen sind zurzeit eher schwierig. Die ÖBB empfiehlt allen Reisenden, sich vor geplanten Reisen über den aktuellen Status auf oebb.at oder telefonisch unter 07-1717 zu informieren.

Bereits in der Nacht auf Dienstag und am Dienstag selbst kann es in Osttirol und Oberkärnten stellenweise wieder kräftig regnen und schneien. Am Mittwoch sollten die Niederschläge dann rasch abklingen und eine Entspannung der Lage einsetzen. Die restliche Woche bringt nach aktuellem Stand dann keine größeren Regen- und Schneemengen. Es sind aber weiterhin Probleme durch umstürzende Bäume, Überschwemmungen und Hangrutschungen möglich, auch die Lawinengefahr bleibt hoch.

Keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen

Wer aufgrund von Naturereignissen wie heftigen Schneefällen, Überflutungen und Murenabgängen gar nicht oder nicht pünktlich zur Arbeit kommen kann, braucht keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu befürchten. "Es handelt sich um einen Verhinderungsgrund, der das Fernbleiben rechtfertigt", berichtete ÖGB-Arbeitsrechtsexperte Martin Müller.

Das Gleiche gilt für den Fall, dass Eltern bei ihren Kindern bleiben müssen, weil Kindergarten oder Schule wegen des Unwetters geschlossen bleiben und sie keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung haben, sagte Müller. Der Arbeitnehmer muss allerdings alles Zumutbare unternehmen, um die Arbeit rechtzeitig zu erreichen. Außerdem muss der Arbeitgeber vom Zuspätkommen oder der Verhinderung informiert werden. Einfach zu Hause zu bleiben geht also nicht. (APA, red, 18.11.2019)