Ein Fragment des Murchison-Meteoriten.
Foto: Yoshihiro Furukawa

Washington – 1969 schlug im Süden Australiens ein Meteorit von gut 100 Kilogramm Masse ein – ausreichend, um jede Menge Proben zu entnehmen. Und die haben auch interessante Ergebnisse geliefert: Der nach seinem Fundort Murchison benannte Meteorit ist nämlich reich an organischen (also kohlenstoffbasierten) Verbindungen.

Nun berichtet ein Team um Yoshihiro Furukawa von der Tohoku-Universität in Japan, dass es neben den zuvor schon identifizierten Verbindungen nun auch auf Spuren von Ribose gestoßen ist. Dabei handelt es sich um einen einfachen, aber biologisch bedeutsamen Zucker: Immerhin ist Ribose der zentrale Baustein des Moleküls RNA (Ribonukleinsäure), das unter anderem bei einem Teil der Viren die Erbinformation trägt.

Entscheidende Ergänzung

Um eine nachträgliche Kontamination handelt es sich offenbar nicht: Das Verhältnis der verschiedenen Kohlenstoff-Isotope in dem Zucker zeige eindeutig eine außerirdische Herkunft, berichtet das Team in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Bereits in den 1960er-Jahren hatten Forscher Zucker wie Glukose und Arabinose in sogenannten kohligen Chondriten gefunden, einer Gruppe kohlenstoffhaltiger, urtümlicher Meteoriten, zu denen auch Murchison gehört. Eine extraterrestrische Herkunft ließ sich damals jedoch nicht belegen. Anfang der 2000er-Jahre wiesen Wissenschafter dann außerirdische Zuckersäuren und Zuckeralkohole auf dem Murchison-Meteoriten nach. Die nachgewiesenen Verbindungen hätten jedoch keine besonders große biologische Bedeutung, schreiben die Forscher um Furukawa.

Neuuntersuchung

Das Team untersuchte nun Murchison sowie zwei weitere kohlige Chondriten und konnte alle vier Arten der sogenannten Aldopentosen nachweisen. Das sind bestimmte Zucker, deren Grundgerüst jeweils fünf Kohlenstoffatome enthält: Ribose, Arabinose, Xylose und Lyxose.

Dabei stellten die Wissenschafter jeweils einen merklichen Überschuss des Isotops Kohlenstoff-13 im Vergleich zur irdischen Verteilung fest, was eine außerirdische Herkunft belegt. Zucker aus Bodenproben rund um die Einschlagstelle von Murchison-Meteoriten zeigen sogar einen ausgeprägt geringen Anteil an Kohlenstoff-13, was ebenfalls gegen eine Verunreinigung des Meteoriten auf der Erde spricht.

Lebensspendender "Regen"?

Die Forscher schließen aus ihren Analysen, dass diese biologisch essenziellen Zuckermoleküle unter nicht-biologischen Bedingungen im Weltall entstehen können. Sie identifizierten im Labor dafür einen Prozess ähnlich der sogenannten Formose, die Zucker aus Aldehyden (dehydrierten Alkoholen) erzeugt.

Für das Leben bedeutsame Zucker wie Ribose könnten also aus dem Weltall auf die Erde, den Mars und andere junge Planeten geregnet sein und dort zur Bildung von Biomolekülen wie der RNA beigetragen haben, schließen die Wissenschafter. (red, APA, 19. 11. 2019)