Die lunare Auto-Ära begann mit einem Elektromobil. 1971, zwei Jahre nach der ersten Mondlandung nur, wirbelten die US-Astronauten bei der Apollo-15-Mission bereits Staub auf dem Erdtrabanten auf und hinterließen die ersten transterrestrischen Reifenspuren überhaupt. Vier Räder, zwei Sitze, das Ding sah fast nach Strandbuggy aus und erweiterte den Aktionsradius der Männer im Mond gleich einmal erheblich. Knapp 30 Kilometer weit fuhren David Scott und James Irwin mit dem offiziell Lunar Roving Vehicle (LVR) benamsten Gefährt, für dessen Entwicklung der vor den Kommunisten geflüchtete Ungar Ferenc Pavlics und der Deutsche Georg von Tiesenhausen, den/der Wernher von Braun von Peenemünde her kannte, maßgeblich verantwortlich zeichneten.

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1971 hinterließ das Mondauto erste Spuren auf dem Erdtrabanten.
Foto: AP/Harrison H. "Jack" Smith

Höchstgeschwindigkeit von 13 km/h

Elektromobil? An jedem Rad saß ein 180-Watt-E-Motor, gelenkt wurde per 72-Watt-E-Motor je Achse – mit mittig angebrachtem Joystick statt Lenkrad. Den Strom lieferten zwei 36-Volt-Silberoxid-Zink-Batterien (Kapazität: 121 Ah) von Varta, als Höchstgeschwindigkeit wurden 13 km/h ermittelt und als maximale Reichweite 92 km. Und weil beim Raketentransport jedes Gramm zählt, wurde auf Leichtbau (Alu) gesetzt – der Rover wog nur 210 kg. Dreimal kam ein LVR zum Einsatz, außer bei Apollo 15 noch bei 16 und 17 (beide 1972), dann war Schluss. Das Sowjet-Konkurrenzmobil Lunochod 2 befuhr den Mond 1973 – unbemannt.

Nach langer Pause interessiert sich die Menschheit wieder für den Himmelskörper, fast jede Nation mit ehrgeizigem Weltraumprogramm nimmt ihn ins Visier, darunter China (erforscht die bröselige Oberfläche mit Jadehase-Roboter-Mobilen), Indien, Japan, zuletzt sogar Israel. Dabei interessieren sich für den Mond neben (inter)nationalen Weltraumagenturen auch Privatunternehmen – und es lassen sich auch jene für lunare Mobile begeistern, deren Geschäft Autobauen ist. Exemplarisch veranschaulichen Audi lunar quattro und Toyota Lunar Vehicle das Phänomen.

Audi lunar quattro, 2016. Entwickelt für Googles Lunar X-Prize.
Foto: Audi

Ein E-Rover mit nur 30 kg

Audis (unbemannter) Beitrag entstand im Rahmen des Mondlandewettbewerbs Google Lunar X-Prize, er wurde mit den Berliner PT Scientists entwickelt. Der einen Meter lange E-Rover (mit Li-Ion-Batterie und beweglichem Solarpanel) wiegt dank 3D-Alu-Drucks nur 30 kg, hat Allrad und ist maximal 3,6 km/h schnell – wird also kaum einem Mond-Temposheriff als Raser vor die Laserpistole kommen. Und als jüngstes Beispiel zeigt Toyota mit einem in Kooperation mit Japans Raumfahrtbehörde Jaxa konzipierten Fahrzeug auf. Sechs Meter lang, 5,20 breit 3,80 hoch, beherbergt die Druckkabine zwei, notfalls vier Passagiere. Eine Wasserstoff-Brennstoffzelle (plus Solarpanel) ist als Antrieb der sechs Räder vorgesehen. Mit einer Reichweite von 10.000 km käme der Toyota fast einmal um den Mond (dessen Umfang: 10.921 km) – er sollte also Mond-Magellan heißen. (Andreas Stockinger, 15.12.2019)

Das jüngste Beispiel stammt von heuer: Mondauto von Toyota.
Foto: Toyota