Umek über Sidlo: "Wie Sidlo in acht Jahren zum Finanzvorstand eines weltweit agierenden Konzerns werden konnte, ist mir ein Rätsel."

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Die Casinos-Affäre wirbelt viel Staub auf und könnte der Reputation Österreichs schaden. Das sagt der Investmentbanker Klaus Umek, der mit dem Erwerb von Aktienpaketen namhafter Unternehmen wie Wienerberger oder Conwert für Aufsehen gesorgt hat. Bei Conwert traf Umek auch auf Peter Sidlo, dessen Bestellung zum Casinos-Finanzvorstand von der Staatsanwaltschaft geprüft wird. Man sei den blauen Politiker in kürzester Zeit losgeworden, schildert Umek. Der Grund: Inkompetenz, wie der Investor sagt.

STANDARD: Chatprotokolle über Postenschacher bei Casinos Austria und anderen teilstaatlichen Unternehmen sorgen für Aufregung. Welches Bild gibt die Republik Österreich damit ab?

Umek: Sie gibt ein katastrophales Bild ab. Vor allem in Tschechien, dem wichtigsten Auslandsmarkt der österreichischen Industrie nach Deutschland. Sazka-Haupteigentümer Karel Komarek, ein uns gut bekannter Selfmade-Milliardär, hatte konkrete Vorstellungen, als er sich an den Casinos beteiligt hat. Nun sieht er sich in einem Vorstadttheater verfangen.

STANDARD: Und wie wird das abseits des Mitaktionärs aufgenommen?

Umek: Die Wirkung im Ausland ist fatal. Es wäre gut, wenn es dafür in Österreich mehr Bewusstsein gäbe und nicht immer darüber gesprochen wird, wie die Sachen in Kremsmünster und Mistelbach aufgenommen werden. Wir fordern immer, dass unsere Unternehmen im Ausland frei agieren können, das sollte auch umgekehrt der Fall sein. Das richtet massiven Schaden für unsere Unternehmen an, die in anderen Ländern aktiv sind.

STANDARD: Ganz neu dürfte das Phänomen nicht sein. Was ist diesmal anders?

Umek: Ich habe das Gefühl, dass derartige Entwicklungen immer in Zyklen ablaufen. Es braucht kritische Medien, die die Schweinereien aufdecken, sonst hört das nie auf. Denn wenn darüber berichtet wird, geht denen im Land, die eine Leistung erbringen, das Geimpfte auf, wenn Günstlinge ohne Qualifikation in verantwortungsvollen Positionen versorgt werden.

"Die Wirkung im Ausland ist fatal", sagt Klaus Umek.
Foto: Gerhard Deutsch

STANDARD: Wie unterscheidet sich Ihrer Meinung nach die FPÖ von anderen Parteien? Ist der Zug der Freiheitlichen zum Futtertrog der Macht besonders stark ausgeprägt?

Umek: Ja, das ist unisono das Bild, das Herr Strache abgibt. Das hat man schon vor den Casinos anhand seiner SMS gesehen, und die Personalentscheidungen bestätigen das.

STANDARD: Peter Sidlo, dessen umstrittene Bestellung zum Finanzchef der Casinos Auslöser der Razzien sind, hatte mit Ihnen in der Conwert Berührungspunkte. Welche Erfahrungen haben Sie mit ihm gemacht?

Umek: Wir haben ihn als durchwegs inkompetent empfunden und sind ihn in kürzester Zeit losgeworden. Damals war er nicht in der Lage, den Bereich Investor-Relations zu führen, obwohl er nur einen Mitarbeiter hatte. Wie Sidlo in acht Jahren zum Finanzvorstand eines weltweit agierenden Konzerns werden konnte, ist mir ein Rätsel.

STANDARD: Wie sind die Casinos und andere Staatsbeteiligungen aufgestellt?

Umek: Es ist nicht so, dass es da nichts zu tun gäbe. Und es ist auch nicht so, dass wir uns in der Telekom über den guten Geschäftsgang freuen oder die Post nur so vor guten Ideen sprüht. Mit Ausnahme der OMV und dem Verbund handelt es sich um schwach geführte Unternehmen mit starker Inlandsausrichtung und wenig Dynamik. Die Börsenkurse sprechen eine klare Sprache.

STANDARD: Das heißt, Sie sehen da dringenden Handlungsbedarf?

Umek: Es geht um unser Vermögen. Wenn ein Unternehmen außer Tritt kommt, können Firmen schnell irrelevant werden. Das ist ein Risiko, wir sprechen immerhin von gut 20 Milliarden Euro, die von der Staatsholding Öbag verwaltet werden. (Andreas Schnauder, 19.11.2019)