In der Mikrofotografie kehrt sich der Maßstab um: Hier wird das in der physischen Welt kaum noch Sichtbare in der Darstellung vergrößert. Die Ergebnisse bewegen sich an der Grenzlinie von Wissenschaft und Kunst – und genau der ist die Small World Photomicrography Competition des Kameraherstellers Nikon gewidmet. Der alljährliche Wettbewerb, heuer bereits in seiner 45. Ausgabe, prämiert die gelungensten Einblicke in den Mikrokosmos. Im Folgenden die Gewinner und einige weitere besonders gelungene Aufnahmen:

Den ersten Platz belegten 2019 Teresa Zgoda und Teresa Kugler aus den USA mit ihrem Bild eines Schildkrötenembryos, aufgenommen mittels Fluoreszenz und Stereomikroskopie. Die Aufnahme setzt sich aus hunderten Einzelbildern zusammen, da immer nur kleine Ausschnitte des Motivs aufgenommen werden konnten – immerhin ist der zweieinhalb Zentimeter große Embryo für mikrofotografische Verhältnisse ein Riese.

Foto: Teresa Zgoda & Teresa Kugler

Den zweiten Platz brachte es Igor Siwanowicz aus den USA ein, mittels konfokaler Mikroskopie Trompetentierchen so scharf aufzunehmen, dass man die sogenannten Zilien auf ihrer Oberfläche gut erkennen kann. Diese winzigen Zellfortsätze dienen sowohl der Fortbewegung als auch der Nahrungsbeschaffung. Wie viele andere "-tierchen" sind aber auch die nur im Süßwasser vorkommenden Trompetentierchen keine Tiere: Die bis zu zwei Millimeter großen Einzeller gehören zu dem Zweig des Lebens, der den Pflanzen nähersteht.

Foto: Dr. Igor Siwanowicz

Es ist nicht der erste – und nicht der letzte – Embryo im heurigen Bilderreigen, der auf Platz drei gereiht wurde. In diesem Fall handelt es sich um einen zehnfach vergrößerten Alligatorfötus, bei dem sich gerade Nerven und Knorpelgewebe ausbilden. Die Aufnahme wurde von Daniel Smith Paredes und Bhart-Anjan S. Bhullar aus den USA gemacht.

Foto: Daniel Smith Paredes & Dr. Bhart-Anjan S. Bhullar

Jan Rosenboom aus Deutschland fotografierte die buschigen Antennen einer Mücke und belegte damit den vierten Platz. Der beeindruckende Fühlerapparat des Tiers dient übrigens nicht dazu, menschliche Blutlieferanten aufzuspüren – es handelt sich um ein männliches Exemplar. Wichtig sind für es vor allem die Hörorgane an der Basis der Antennen, mit denen es das Fluggeräusch eines paarungsbereiten Weibchens registrieren kann.

Foto: Jan Rosenboom

Während die vordersten Plätze allesamt an Aufnahmen von Lebewesen gingen, folgt auf Platz fünf das erste anorganische Motiv. Der Fotograf Caleb Foster aus den USA steuerte einen Klassiker der Disziplin bei – eine Schneeflocke.

Foto: Caleb Foster

Und schon wird es wieder tierisch: In zwanzigfacher Vergrößerung zeigt der Spanier Javier Rupérez auf Platz sechs den Kopf einer Spinne, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt. In dieser Größe weckt er eher Assoziationen an "Star Wars"-Fauna, als Arachnophobie-Attacken zu triggern.

Foto: Javier Rupérez

Platz neun, zur Abwechslung eine Pflanze. Andrej Sawizky aus der Ukraine schnitt durch eine Tulpenknospe und zeigt, wo die tulpentypischen Kreise der Blütenhüllblätter ihren Ursprung haben.

Foto: Andrei Savitsky

Eine zwanzigfache Vergrößerung wurde gebraucht, um dieses Motiv fotografieren zu können. Es zeigt die rötlichen Kristalle des Minerals Cuprit (Cu2O), das rein farblich einen guten Schmuckstein abgeben würde, wenn es nicht so weich wäre. Der Spanier Emilio Carabajal Márquez belegte damit den 13. Platz.

Foto: Dr. Emilio Carabajal Márquez

Unbedingt sehenswert ist auch Platz 19, der an Martyna Lukoseviciute und Carrie Albertin aus Großbritannien ging. Das Bild zeigt einen Krakenembryo der Spezies Octopus bimaculoides, der noch einiges an Wachstum vor sich hat: Ausgewachsen wird er eine Mantellänge von 17 Zentimetern und Arme von über einem halben Meter Länge haben.

Weitere Bilder finden sich auf der Website von "Small World". Aus insgesamt tausenden Einreichungen aus aller Welt wurden von der fünfköpfigen Jury die drei Gewinner und 86 weitere Nennungen ausgewählt. Und wer die Welt der Mikrofotografie vielleicht nicht nur passiv erkunden, sondern selbst aktiv werden will, der findet dort auch die Teilnahmebedingungen für die 2020er-Runde des Wettbewerbs. (red, 24.11.2019)

Foto: Martyna Lukoseviciute & Dr. Carrie Albertin