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Es muss hektisch zugegangen sein bei den Casinos Austria, als im März dieses Jahres um die Vorstandsjobs gepokert wurde. Die beiden Aktionäre Republik und Novomatic hatten sich ja auf Peter Sidlo als Finanzvorstand festgelegt, nur der Dritte im Bunde wollte nicht mitspielen: Die tschechische Sazka-Gruppe hatte Einwände wegen aus ihrer Sicht mangelnder Qualifikationen des früheren blauen Bezirksrats.

In diesem Zusammenhang gibt ein Schreiben eines Sazka-Vertreters im Casinos-Aufsichtsrat an den Präsidenten des Gremiums, Walter Rothensteiner, Aufschluss. Es handelt sich dabei um Robert Chvatal, hierzulande kein Unbekannter, denn der Tscheche war bis August 2012 Chef von T-Mobile Austria, bevor er Chef des europaweit tätigen Lotterienkonzerns wurde.

Robert Chvatal warnte den Casag-Aufsichtsratschef.
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Im März, da bekam auch die Öffentlichkeit von Sidlos Bestellung Wind. Dass er auf einem FPÖ-Ticket in den Vorstand einziehen solle, wie der "Trend" berichtete, behagte Chvatal gar nicht. "Das wirkt ungeschickt", mailte er an Rothensteiner und kündigte eine weitere Nachricht an.

Mangelnde Qualifikation Sidlos

Die schickte er schon am nächsten Tag, dem 8. März, an Rothensteiner und warnte: Mit Sidlos Bestellung "geben wir ein klares Signal, dass Casag stärker eine Spielwiese für politische Interessen" bleibe, anstatt das Unternehmen auf Kunden und Kostenbewusstsein auszurichten. Chvatal nimmt dabei auf das Gutachten des Headhunters Egon Zehnder Bezug, das Sidlos "ungenügende Qualifikation" feststelle.

Rothensteiner versuchte die Sazka-Gruppe auf Distanz zu halten.
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Dann kommt der Satz, der schon in der Anordnung für die Hausdurchsuchungen rund um den angeblichen "FPÖ-Novomatic-Deal" auftauchte, den die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vermutet. Chvatal an Rothensteiner: "Nevertheless I heard loud and clear the message that this ist the wish of both government as well as Novomatic representatives and we will be overvoted and hence it is better to show sharholders unity." Der Tscheche machte also kein Geheimnis daraus, dass er Kenntnis vom Wunsch der Regierung und von Novomatic habe, dass Sidlo den Job bekommen solle. Um nicht überstimmt zu werden, sei es besser, eine einheitliche Linie unter den Aktionären zu finden.

Zehnder-Gutachten vorenthalten

Was Chvatal auch noch anmerkte: Er ersuchte, das Zehnder-Gutachten zum blauen Kandidaten dem gesamten Aufsichtsrat vorzulegen. Dazu kam es bekanntlich nicht. Rothensteiner holte eigens zwei Gutachten ein, die rechtfertigen sollten, dass die Bewertung Sidlos nicht dem ganzen Gremium zugänglich gemacht wird. Zudem ließ man sich die Vorgangsweise vom Aufsichtsrat genehmigen. Und Sidlo, Bettina Glatz-Kremsner sowie Martin Skopek wurden in den Vorstand gehievt. (Andreas Schnauder, 19.11.2019)