Aus London erreichen uns Daten, die auf besorgniserregende Anormalitäten hinweisen. Nein, nicht Boris’ Frisur wurde vermessen: Spaß beiseite, der "Guardian" meldet, dass die Stresserkrankungen im Regierungsviertel Whitehall aktuell überproportional im Ansteigen begriffen sind. Auf 100.000 Arbeitnehmer kommen 3230 Fälle von Stress, Angst und Depression; das sind satte 77 Prozent über den in anderen Beschäftigungsbereichen gemessenen Werten und damit mit Abstand deren höchster überhaupt im EU-Land – man muss das so schreiben, solange es stimmt – Großbritannien.

Pro- und Anti-Brexit Proteste in London.
Foto: APA/AFP/TOLGA AKMEN

Der Krankheitsverursacher ist leicht auszumachen: das Brexit-Chaos. Der Mensch und zumal der Beamte oder allgemein Staatsangestellte ist für solche Ungewissheiten schlicht nicht gemacht. Und bei vielen wird dazukommen, dass sie administrativ etwas werden durchziehen müssen, was ihnen gewaltig gegen den Strich geht. Das macht krank.

Damit kann man die österreichischen Verhältnisse natürlich gar nicht vergleichen. Aber es gibt bei uns schon auch Personengruppen, bei denen sich angeblich gewisse Symptome – Schweißausbrüche, leichtes Zittern – häufen. Das sind neben jenen, die unter der verflossenen Regierung Topjobs vergeben und erhalten haben, auch Journalisten und Journalistinnen. Am Abend, wenn sich andere entspannen, setzt die Unruhe ein: Was wird heute wieder auffliegen? (Gudrun Harrer, 19.11.2019)