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Der Unternehmer Yorgen Fenech ist auch Eigentümer einer Firma, von der die ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia glaubte, sie sei mit maltesischen Politikern verbunden.

Foto: REUTERS / Jeremy Wonnacott / Malta Government

Valletta – Die maltesische Polizei hat am Mittwoch Yorgen Fenech in Zusammenhang mit einer Untersuchung über den Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia verhaftet. Dies verlautete aus Polizeikreisen. Fenech ist einer der prominentesten Unternehmer des Landes.

Fenech wurde festgehalten, nachdem die Polizei seine Luxusjacht Gio vor der Mittelmeerinsel abgefangen hatte, sagten mit der Causa vertraute Quellen. Die Jacht verließ kurz vor Tagesanbruch den Hafen von Portomaso, acht Kilometer nördlich von Valletta. Die Polizei fing das Schiff ab und zwang es, in den Hafen zurückzukehren. Videos zeigten, wie Sicherheitskräfte die Jacht durchsuchten.

Nach maltesischem Gesetz kann ein Verdächtiger bis zu 48 Stunden ohne offizielle Anschuldigung in Polizeigewahrsam gehalten werden. Ob er in dem Fall offiziell beschuldigt ist, blieb vorerst unklar. Fenechs Anwälte ließen eine entsprechende Anfrage zunächst unbeantwortet.

Fenech war Eigentümer von 17 Black Limited

Fenechs Verhaftung erfolgte einen Tag nach dem Angebot der Regierung, einem kürzlich festgenommenen Mittelsmann im Fall des Mordes an Caruana Galizia im Jahr 2017 zu begnadigen, wenn er einen rechtsverbindlichen Beweis dafür liefert, wer hinter dem Mord steckt. Fenech ist Direktor und Miteigentümer einer Unternehmensgruppe, die 2013 eine große Energiekonzession des maltesischen Staates für den Bau eines Gaskraftwerks auf der Insel erhielt.

Drei Männer, die den Anschlag auf die Journalistin ausgeführt haben sollen, sitzen wegen des Mordes in Haft, jedoch war bisher immer unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben hatte. Fenech sei für die Ermittler jedenfalls "von Interesse", sagte Maltas Premierminister Joseph Muscat, der aber keine weiteren Details nennen wollte.

Im Februar 2017, acht Monate bevor sie bei einer Autobombe starb, schrieb Caruana Galizia in ihrem Blog über eine mysteriöse Firma in Dubai namens 17 Black Limited und behauptete, sie sei mit maltesischen Politikern verbunden, ohne Beweise zu veröffentlichen. Sie konnte nicht herausfinden, wer die Firma besaß. Eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters ergab später, dass Fenech der Eigentümer war.

Brisante E-Mail

Laut einer E-Mail vom Dezember 2015, die von maltesischen Finanzaufsichtsbehörden entdeckt wurde, standen geheime Panama-Unternehmen im Besitz des damaligen Energieministers Konrad Mizzi und des Regierungschefs Keith Schembri, um Zahlungen von 17 Black für nicht spezifizierte Dienstleistungen zu erhalten. In der E-Mail hieß es, dass die Panama-Unternehmen Zahlungen von bis zu zwei Millionen Dollar innerhalb eines Jahres von 17 Black erwarteten.

In der E-Mail wurde kein Hinweis auf das Gaskraftwerk gegeben, und es gibt keine Beweise dafür, dass bei ihnen Geld eingezahlt wurde. Schembri und Mizzi sagten beide im vergangenen Oktober, dass sie keine Kenntnis von einer Verbindung zwischen 17 Black und Fenech hätten oder von einem Plan, Zahlungen im Zusammenhang mit Fenech oder dem Energieprojekt zu erhalten. Fenech leugnete, Pläne zu machen, um einen Politiker oder eine mit ihm verbundene Person oder Körperschaft zu bezahlen.

Rang 77 in Pressefreiheitsranking

Caruana Galizias Ermordung hatte EU-weit Erschütterung ausgelöst. Vor wenigen Wochen hatte unter anderem der Europarat die schleppenden Ermittlungen kritisiert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Malta auf Platz 77 von 180 Staaten. In den vergangenen zwei Jahren ist das Land um 32 Plätze zurückgefallen. In der EU stehen nur Ungarn (87.) und Bulgarien (111.) schlechter da. (Reuters, APA, AFP, 20.11.2019)