Auf einer Zwillingserde im System HR 5183 würde man am Himmel regelmäßig ein mächtiges Objekt auftauchen sehen. Links davon zum Vergleich die Leuchtkraft der Venus.
Illustration: Teo Mocnik / UCR

Als einer der vielen Faktoren, die die Entwicklung von Leben auf der Erde begünstigt haben, gilt die Existenz von Jupiter: Der Gasriese, so die Hypothese, lenke durch seine Gravitationskraft Asteroiden und andere Himmelskörper, die ins innere Sonnensystem vordringen könnten, auf neue, für uns ungefährliche Bahnen. Der eine oder andere scheint ihm im Verlauf der Erdgeschichte zwar – mit entsprechend katastrophalen Folgen – durchgeschlüpft zu sein. Aber es hätte wohl auch noch viel schlimmer kommen können.

Was aber, wenn ein solcher Riesenplanet selbst für Unordnung sorgt, weil er auf einer brisanten Bahn unterwegs ist? Das ist der Fall im 103 Lichtjahre von uns entfernten Sternsystem HR 5183. Dort wurde vor kurzem ein Exoplanet von der mindestens dreifachen Masse des Jupiter entdeckt, der seinen Stern auf einer stark exzentrischen Bahn umkreist: Umgelegt auf unser Sonnensystem, würde sich HR 5183 b im Verlauf seines 75 Jahre dauernden Orbits mal innerhalb der Jupiterbahn befinden, mal außerhalb der unseres äußersten Planeten Neptun.

Gestörte Kreise

Auf eine solche Bahn kann ein Planet geraten sein, wenn er in der Vergangenheit einem anderen zu nahe gekommen ist. In der Folge würde der "Exzentriker" seinerseits die friedlichen Kreise anderer Planeten stören und wie eine Abrissbirne durch seine Nachbarschaft fahren, wie es Forscher der University of California ausdrücken.

Doch das Team um Stephen Kane und seine Kollegin Sarah Blunt vom California Institute of Technology wollte es genauer wissen. In diesem Sternsystem ist bislang kein weiterer Exoplanet entdeckt worden, also erstellten sie Modelle, in die sie einen hypothetischen Zwilling der Erde einspeisten. Sie platzierten einen erdgroßen Gesteinsplaneten in verschiedenen Orbits um den Stern und sahen sich dann an, was HR 5183 b ihm antat.

Das Ergebnis: In den meisten Fällen hatte der exzentrische Gasriese die erwartet katastrophalen Auswirkungen – oft schleuderte er die Zwillingserde sogar ganz aus dem System. Allerdings gab es eine bemerkenswerte Ausnahme: In einem bestimmten Bereich um den Stern verblieb der hypothetische Gesteinsplanet auf einem stabilen Orbit. Und dieser Bereich deckte sich just mit der habitablen Zone um den Stern – also dort, wo Wasser in flüssigem Zustand möglich wäre und damit Leben in der Form, wie wir es kennen, entstehen könnte.

Beeindruckende Erscheinung

Was die hypothetischen Bewohner dieses hypothetischen Planeten aber in jedem Fall von HR 5183 b hätten, wäre ein beeindruckender Anblick. Nach Kanes Berechnungen, wäre der Gasriese am Punkt seiner größten Annäherung an die Zwillingserde fünfzehnmal heller zu sehen als die Venus: "Er würde den Nachthimmel dominieren." (jdo, 24. 12. 2019)