Im Kärntner Mölltal gab es Erdrutsche und Murenabgänge nach heftigen Niederschlägen.

Foto: APA / Bundesheer / Markus Jansche

Wien – Angesichts der überdurchschnittlichen Regenmengen in Teilen Österreichs in den vergangenen Tagen "sprechen wir von über 50-jährigen Ereignissen", sagte Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) am Mittwoch der APA – das gelte im Bereich der Kärntner Ortschaften Mallnitz und Obervellach im Bezirk Spittal an der Drau sowie für Bad Gastein in Salzburg.

Ein zweijähriger Bub musste am Mittwoch aus dem von der Außenwelt abgeschnittenen Mallnitz ausgeflogen werden. Der Bub war laut Bezirksfeuerwehrkommando mit seiner Mutter seit Tagen in der Gemeinde eingeschlossen und benötigte dringend Medikamente, die nur in Villach vorrätig sind.

Weiterhin Verkehrsbehinderungen in Kärnten

Bis Mittwoch hat sich die Situation in Kärnten nur teilweise beruhigt. Während die Gefahr in den Hochwassergebieten im Bezirk St. Veit vorüber war und die mobilen Dämme abgebaut wurden, blieb die Lage in Teilen der Bezirke Spittal an der Drau und Villach-Land angespannt. Oberhalb von Feld am See drohte ein Felsbrocken abzurutschen, eine Sprengung wird überlegt.

Weiterhin sorgten die Unwetter für Sperren und Verkehrsbehinderungen – vor allem in den westlichen Landesteilen, dort waren auch die Bahnstrecken betroffen. Die Tauernautobahn (A10) war in Richtung Villach zwischen der Raststätte Feistritz und dem Parkplatz Töplitsch wegen Murengefahr nur einspurig befahrbar. Die Mallnitzer Straße (B105) wird vermutlich noch mehrere Tage gesperrt bleiben. Sie ist auch die Zufahrt für die Autoschleuse der Tauernbahn. Wegen der Unwetterschäden sind laut ÖBB voraussichtlich bis Freitag zwischen Bad Hofgastein und Spittal an der Drau keine Fahrten möglich. Zwischen Bischofshofen und Spittal an der Drau war weiterhin ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Die Katschbergstraße (B99) war wegen eines Murenabgangs zwischen Lieserbrücke und Trebesing zu, außerdem zwischen Kremsbrücke und Eisentratten. Die Drautalstraße (B100) war zwischen Steinfeld und Greifenburg gesperrt. Auch die Sperre der Mölltalstraße (B106) war zwischen Obervellach und Flattach weiter aufrecht. Weitere Sperren und Behinderungen gab es auf Landes- und Gemeindestraßen.

Regierung kündigt rasche Hilfe an

Die Bundesregierung sprach sich am Mittwoch für eine schnelle Hilfe für die Unwettergeschädigten aus dem Katastrophenfonds aus. "Großer Dank gilt allen Hilfskräften, die derzeit in Osttirol, Oberkärnten, Salzburg und Nordtirol aufgrund der extremen Wettersituation im Einsatz sind", sagte Kanzlerin Brigitte Bierlein.

Finanzminister Eduard Müller kündigte für die betroffenen Regionen die Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem Katastrophenfonds des Bundes an: "Das Finanzministerium wird den betroffenen Ländern Unterstützung bei der Abwicklung bieten. Schnelle Hilfe für die Geschädigten hat nach den Aufräumarbeiten oberste Priorität."

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner kritisierte am Mittwoch, dass die Auszahlung des Geldes oft ein Jahr dauere, denn: "Derzeit müssen Gemeinden die Mittel aus dem Katastrophenfonds aus eigenen Mitteln verdoppeln." Die Bundesregierung solle sich daher dafür einsetzen, dass der Anteil des Bundes im Katastrophenfonds erhöht wird – und dass das Geld schneller an die Gemeinden ausgezahlt wird. (APA, red, 20.11.2019)