Erich Benischek ist Chef des Fertighausparks Blaue Lagune in der Shopping City Süd. Während er beruflich bedingt viel Zeit in Einfamilienhäusern verbringt, wohnt der Vielreisende privat in der Mariahilfer Straße mit Mitbringseln aus aller Welt – und Blick auf Wien.

"Ich hab’s gern gemütlich. Ich mag’s überhaupt nicht, wenn es in einer Wohnung aussieht wie in einem toten, unbelebten Möbelhaus. Unsere Wohnung ist eine Collage aus Geschenken und Mitbringseln aus aller Welt, denn ich bin beruflich viel unterwegs, und wo auch immer man ist, findet man etwas, anhand dessen man sich gern an eine Reise zurückerinnert. Oder man bekommt etwas geschenkt, das vielleicht nicht wirklich brauchbar ist, dafür aber mit ideologischem Wert und mit so intensiven Erinnerungen an bestimmte Menschen verbunden, dass man es einfach nicht übers Herz bringt, das Zeug wegzuschmeißen.

Bis zu 200 Nächte pro Jahr verbringt Erich Benischek in Hotels auf der ganzen Welt. Darum genießt er sein Daheim in Wien ganz besonders.
Foto: Nathan Murrell

Ich wohne hier gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Regina Fuß. Unsere Wohnung ist mittlerweile ziemlich angeräumt mit ziemlich vielen Gastgeschenken aus ziemlich vielen Ländern. Ich habe venezianische Masken, denn ab und zu muss man sich im Leben maskieren. Ich habe Haie aus Murano-Glas, denn ab und zu muss man im Leben auch einmal ein Hai sein. Und meine Mitarbeiter haben mir einmal ein Bild geschenkt, auf dem ich als Che Guevara zu sehen bin. Vielleicht, so meine Vermutung, bin ich ein bisschen revolutionär. Oder, um es auf Neudeutsch zu sagen: Ich bin ein Freund des disruptiven Denkens! Nichts ist schlimmer als festgefahrene Schienen.

Es mag den einen oder anderen verwundern, dass ausgerechnet der Geschäftsführer der Blauen Lagune nicht in einem Fertighaus wohnt. Das liegt in den Schwerpunkten meines Lebens begründet, denn ich lebe sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. In Kitzbühel bewohne ich mein Elternhaus, ein ganz klassisches Tiroler Einfamilienhaus, wie es zu Tausenden in Österreich zu finden ist. Hier in Wien aber will ich, wenn ich schon in der Großstadt bin, die Vorteile dichten Zusammenwohnens nutzen und mittendrin wohnen – dort, wo es Lokale, Geschäfte und eine gute Infrastruktur gibt; und mit der U3 eine gute Anbindung an den City Airport Train und somit an den Wiener Flughafen, denn es gibt schon Wochen, in denen ich zwei oder drei Flugreisen zu bewältigen habe.

Das "Che Benischek"- Bild war ein Geschenk von Mitarbeitern. An der roten Bar genießt der Geschäftsmann gern einmal einen Schlummer-Whiskey.
Fotos: Nathan Murrell

Ich wohne, um es konkret zu sagen, in einer Art Einfamilienhaus in der Mariahilfer Straße, eine schöne Aufstockung auf einem alten Gründerzeitbau, mit 180 Quadratmetern, einem Balkon auf die Straße hinaus und einer Dachterrasse, von der aus mir ganz Wien zu Füßen liegt. Ein wunderschöner Ausblick! Gefunden habe ich die Wohnung 2007 durch Zufall, als ich eines Tages beim Spazierengehen die Baustelle entdeckt habe: Lkw, Schuttcontainer, dutzende Paletten. Ich habe mich erkundigt, die Wohnung war noch zu haben, und kurze Zeit später haben wir den Mietvertrag unterzeichnet.

Ich mag die Mariahilfer Straße, und ich bin auch ganz prinzipiell ein Freund der Verkehrsberuhigung. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber das Chaos, das hier unten herrscht, ist einfach nur verwirrend. Alle paar Meter ändern sich die Spielregeln, wer wo wie und warum in welche Richtung fahren und abbiegen darf und wer nicht. Kein Mensch weiß, wie diese Straße funktioniert. Nicht einmal die Polizisten blicken hier durch, weil die einen die Zufahrt für Ladezwecke in der Früh erlauben und die anderen nicht. Und mindestens einmal pro Woche haut mir ein Passant mit der Faust aufs Autodach oder ruft mir die Bezeichnung der menschlichen Exkrementieröffnung zu. Schade, dass so ein ökologisch wichtiges Prestigeprojekt bürokratisch so vermasselt und so verschildbürgert wurde!

"Nichts ist schöner als ein gemütlicher Bücher- oder Fernsehabend auf der Couch", sagt Erich Benischek.
Foto: Nathan Murrell

Von den vielen Aggressionen krieg ich hier oben im Dachgeschoß zum Glück nichts mit. Hier herrschen Ruhe und Gemütlichkeit. Auf der unteren Etage liegen der Privatbereich und mein Home-Office, und hier oben im letzten Stock unterm Dach befindet sich der offene Wohnbereich mit Wohnküche, Essplatz und Kamin. Nichts ist schöner als ein gemütlicher Bücher- oder Fernsehabend auf der Couch. Außerdem trinke ich am Abend gern einen Schlummer-Whiskey an meiner Wohnzimmerbar. Und was die Möbel betrifft: Mit Schnörkseln kann ich ehrlich gesagt überhaupt nichts anfangen. Ich habe es gern modern: Schwarz und Rot, Chrom und Glas.

Wenn man so lebt wie ich und so rastlos zwischen A und B unterwegs ist, dann fragt man sich manchmal schon, was Zuhause eigentlich bedeutet. In meinem Home-Office steht ein Globus aus Alabaster, der auf sehr steinerne Weise darstellt, wie wenig Zeit ich zu Hause verbringe. Ich bin beruflich bedingt oft in München, Frankfurt, Paris, Mailand, Verona, also in den klassischen Messe- und Industriestädten. Weitere Reisen führen mich regelmäßig nach Moskau, St. Petersburg, Wolgograd, Tomsk, Peking, Schanghai und Guangzhou. Im Schnitt verbringe ich rund 200 Nächte pro Jahr im Hotel. Und ich pflege bis zum heutigen Tag, auch bei kurzen Hotelaufenthalten, stets meinen Koffer auszupacken und die Kleidung in den Schrank einzuräumen. Das ist mein Minimum an Heimatgefühl in der Ferne." (30.12.2019)