Duell der britischen Spitzenkandidaten.

Eiskalter Wind pfeift über die Insel, selbst im englischen Süden dämmert es schon um 16 Uhr, in Schottland dauert der Tag kaum sechs Stunden. Den Kämpfern um die Gunst des Wahlvolks beim ersten Urnengang im Advent seit 1923 bleiben also nur wenige Stunden, um ihre Botschaft bei den hier üblichen Hausbesuchen an die Frauen und Männer zu bringen. Nach Einbruch der Dunkelheit öffnen viele Briten ihre Türen nur ungern für unangekündigte Störer. Umso wichtiger sind deshalb die Debatten im nationalen Fernsehen.

Politikern wie Fernsehanstalten müsste also mehr als sonst an einer Mischung aus dem unvermeidlichen Schlagabtausch und nachvollziehbaren Argumenten gelegen sein. Wie man es nicht macht, haben Premier Boris Johnson und Labour-Chef Jeremy Corbyn am Dienstagabend demonstriert. Ihre leeren Soundbites beantwortete das Publikum zu Recht mit Hohngelächter, nahm den Kontrahenten aber durch dauernden Beifall auch kostbare Erklärzeit weg. Die Moderatorin trug durch atemlose Hektik und fehlende Nachfragen zu dem verheerenden Eindruck bei.

Gewiss hat das Duellformat seine Berechtigung, wenn es die kleineren Parteien auch scharf kritisieren. Realistischerweise haben nämlich nur zwei Parteichefs, der Tory-Mann und der Labour-Mann, die Chance auf den (Wieder-)Einzug in die Downing Street. Für das Rückspiel sollten sich Kontrahenten und Moderatorin auf höchstens drei Themen beschränken und diese ohne johlende Zwischenrufe diskutieren. (Sebastian Borger, 20.11.2019)