Für ihre Studie haben die Forscher Proben von Eisbergen auf der Nord- und Südhalbkugel entnommen – hier im Südwesten Grönlands.
Foto: Thomas Juul-Pedersen, GINR

Der Gedanke hat etwas für sich: Bei all dem Schaden, den Eisberge anrichten können, wäre es doch schön, wenn sie sich auch nützlich machten. Entstanden aus Gletschern, transportieren sie Material aus dem Inneren von Landmassen und verteilen es beim Abschmelzen im Meer – darunter auch Eisen, das als willkommener Planktondünger darbenden Regionen zugute käme.

Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel sind diesem – bislang nur vermuteten – Mechanismus nachgegangen und haben Eisberge genauer untersucht. Mit aller gebotenen Vorsicht, wie GEOMAR-Forscher Mark Hopwood berichtet: "Sich einem im Wasser treibendem Eisberg mit einem kleinen Boot zu nähern, ist nicht ungefährlich und erfordert viel Erfahrung. Während wir in den Küstengewässern um Spitzbergen Proben sammelten, sahen wir, wie ein relativ kleiner Eisberg plötzlich in zwei Hälften zerbrach und sich im Wasser umdrehte. Wenn dies bei einem großen Eisberg geschieht, den man gerade vom Boot aus beprobt, kann dies sehr gefährlich werden."

Die Ergebnisse

Zusammen mit Kollegen aus Chile, Grönland, Island und Spitzbergen entnahmen die Forscher Proben von einer Reihe großer maritimer Gletscher auf der ganzen Welt. Diese Proben wurden dann in Reinraumlaboren auf ihre Spurenstoffe hin untersucht, die Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Zur Überraschung der Forscher spielte die Geografie kaum eine Rolle: Im Schnitt waren die Eisproben einander sehr ähnlich, der Eisengehalt in Eis aus Grönland unterschied sich nicht wesentlich von solchem aus Patagonien. Umso größer waren die Unterschiede dafür innerhalb ein- und desselben Eisbergs: Zwischen Stellen mit "schmutzigem" Eis und solchen mit klarem konnte die Eisenkonzentration in der Größenordnung von eins zu einer Million schwanken. Etwa 4 Prozent der gewonnenen Eisproben enthielten mehr als 90 Prozent des gesamten Eisens.

Offene Fragen

"Die allgemeine Hypothese war, dass die Erhöhung der Anzahl der Eisberge, die im Meer schwimmen, die Düngewirkung erhöhen wird. Aber unsere Arbeit zeigt, dass die Dinge etwas komplizierter sind, denn das meiste Eis hat keine starke düngende Wirkung. Die vier Prozent des Eises mit dem größten Teil des Eisens werden wahrscheinlich eine viel stärkere düngende Wirkung haben als das restliche ‚saubere‘ Eis", sagt Hopwood.

In anderen Worten: Die meisten Fragen bleiben offen. Nur ein kleiner Teil eines Eisbergs ist als Düngertransport relevant, und wo just der abschmelzen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Eine verlässliche Größe in Sachen Eisendüngung sind Eisberge also nicht. (red, 22. 11. 2019)