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Blumen für Caruana Galizia am Jahrestag ihrer Ermordung.

Foto: Reuters / Darrin Zammit Lupi

Eine kleine Yacht liegt im Hafen vor Anker, neben ihr schaukelt ein maltesisches Militärboot in den Wellen, hüben und drüben machen sich ohne besondere Eile uniformierte Sicherheitskräfte zu schaffen. Viel mehr ist nicht zu erkennen auf dem wackeligen Zwei-Minuten-Video, das die "Times of Malta" Mittwochfrüh online gestellt hat.

Etwas weniger behäbig dürfte es kurz zuvor zugegangen sein, noch im Morgengrauen, als der prominente Geschäftsmann Yorgen Fenech von den maltesischen Behörden auf dem Meer festgenommen wurde. Er soll sich auf seiner Yacht bereits acht Kilometer von der Küste entfernt haben, als die Polizei ihn anhielt und zur Rückkehr in den Hafen zwang.

Mehreren Quellen zufolge steht die Festnahme im Zusammenhang mit dem Mord an der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia. Die damals 53-Jährige war im Oktober 2017 in der Nähe ihres Wohnhauses bei der Explosion einer Autobombe getötet worden. Im Zuge der Ermittlungen wurden später drei Männer ausgeforscht, die den Anschlag ausgeführt haben sollen. Sie sitzen seither wegen Mordes in Haft, über die Hintermänner herrschte bisher aber Rätselraten.

Viele Feinde

Daphne Caruana Galizia war wegen ihrer journalistischen Arbeit vielen Mächtigen ein Dorn im Auge. Immer wieder hatte sie Drohbriefe und Drohanrufe erhalten. Sie hatte unter anderem Premier Joseph Muscat Korruption vorgeworfen und zu den sogenannten Panama Papers recherchiert – geleakten Informationen, die zu Ermittlungen gegen zahlreiche Prominente wegen des Verdachts von Steuerhinterziehung oder Geldwäsche führten.

Auch bei ihren Recherchen zu einer Affäre, bei der es um den Verkauf von maltesischen (und damit EU-) Staatsbürgerschaften an reiche Interessenten aus Russland, China oder Saudi-Arabien ging, machte sie sich nicht nur Freunde. Im Zusammenhang mit der Festnahme des Unternehmers Fenech stehen nun weitere Querverbindungen zu Politikern im Fokus. So ist Fenech Chef einer Firma, die 2013 vom maltesischen Staat den Auftrag zur Errichtung eines Gaskraftwerks bekommen hatte. Maltas Behörde zur Aufklärung von Geldwäsche (Financial Intelligence Analysis Unit, kurz FIAU) identifizierte ihn zudem als Besitzer einer in Dubai ansässigen Offshore-Gesellschaft, über die Caruana Galizia vor ihrem Tod berichtet hatte.

Nur einen Tag vor Fenechs Festnahme hatte Premier Muscat einem mutmaßlichen Mittelsmann Begnadigung angeboten, wenn dieser Informationen zum Drahtzieher des Mordes liefert. Laut Beobachtern könnte dies dazu geführt haben, dass Fenech sich absetzen wollte. Ob dieser mittlerweile offiziell beschuldigt wird, blieb vorerst unklar.

Prozess im Fall Kuciak

Auch im Fall des ermordeten slowakischen Journalisten Ján Kuciak gab es am Mittwoch Neuigkeiten: Ein Gericht gab bekannt, dass die Vorverhandlung über die Anklage des Unternehmers Marian Kočner und anderer Beschuldigter am 19. Dezember beginnen soll. Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová waren im Februar 2018 erschossen worden. Auch Kuciak hatte über Verbindungen zwielichtiger Geschäftsleute zu hohen Politikern recherchiert. (Gerald Schubert, 20.11.2019)