Setzt man Ölpalmen auf brachliegenden Weiden dicht an dicht, könnte ihr Anbau nachhaltiger werden.

Foto: WSL/EPFL

Lausanne – Palmöl ist prinzipiell kein schlechtes Produkt. Gewonnen wird es aus den Früchten der ursprünglich aus Afrika stammenden Ölpalme (Elaeis guineensis) und findet bei der Produktion von Kosmetika, Nahrungsmitteln, Waschmitteln und Biokraftstoffen seinen Einsatz. Weil Ölpalmen äußerst ertragreich sind – für die selbe Menge an Öl benötigt man nur rund ein Sechstel der Fläche von Sojabohnen -, hat ihr Anbau durchaus Vorteile. Allerdings erfolgt die Herstellung von Palmöl derzeit auf Kosten der Natur: Weite Flächen tropischen Regenwaldes werden in Monokulturen umgewandelt, was in den jeweiligen Regionen unter anderem zu einer dramatischen Verringerung der Artenvielfalt führt.

Hinzukommt, dass Palmölplantagen unter den weltweit relevanten Landwirtschaftdprodukten den mit Abstand höchsten CO2-Fußabdruck pro Fläche haben. Auch das steht in direktem Zusammenhang mit der Abholzung von Wäldern und dem Trockenlegen von Moorböden. Heute werden global mehr als 18 Millionen Hektar Land für die Palmölproduktion genutzt, etwa ein Drittel davon befindet sich in Malaysia, einem der Hauptproduzenten des im Rohzustand orange-roten Öls.

Brachliegende weiden statt Abholzung

Ganz auf Palmöl zu verzichten scheint aber auch keine gute Option: Nicht immer stecken Großkonzerne dahinter, auch das Einkommen hunderter Kleinbauern hängt von der Palmölproduktion ab. Eine Studie der ETH Lausanne (EPFL) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigt nun eine nachhaltigere Alternative auf: Nutzt man brachliegende Weiden statt neu abgeholzte Waldflächen, wäre der Anbau über zwei Anbauzyklen hinweg CO2-neutral. Zu diesem Schluss kommen die Forschenden anhand von Messungen an Ölpalmenplantagen in Kolumbien.

Die Plantagen in der Region Los Llanos wurden vor 56 Jahren auf Weideflächen gepflanzt. Auch vor der Nutzung als Weide befand sich dort kein Regenwald, sondern Savanne, wie die Forscher im Fachjournal "Science Advances" berichten. Das Team um Juan Carlos Quezada konnte nun nachweisen, dass die Plantagen – Vegetation und Boden eingeschlossen – etwa gleich viel Kohlenstoff wie die Weiden zuvor speichern. Darin sehen die Wissenschafter eine Chance, die Abholzung des Regenwalds und die damit verbundenen massiven Kohlenstoffverluste und negativen Folgen für die Artenvielfalt einzudämmen: Die großen Erzeugerländer von Palmöl verfügten über Reserven brachliegender Weiden, sagte Alexandre Buttler, Koautor der Studie von der EPFL.

Höhere CO2-Abscheidung durch enge Bepflanzung

Weiden in tropischen Klimazonen bestehen aus großen Grasflächen mit vereinzelten kleinen Bäumen. Pflanzt man Ölpalmen dicht an dicht, erreiche man auf der gleichen Fläche dank Wurzeln, Stämmen und Blättern der Ölpalmen eine höhere CO2-Abscheidung, erklären die Forscher. Nach 25 bis 30 Jahren werden die Palmen gefällt und junge Bäume für einen zweiten Anbauzyklus gepflanzt.

Nach der Umwandlung der Weide nähren verrottende Wurzeln und anderes Pflanzenmaterial das Pflanzenwachstum und kompensieren damit ursprüngliche Kohlenstoffverluste, hieß es weiter. Über zwei Anbauzyklen hinweg sei die CO2-Gesamtbilanz somit neutral. Die Untersuchung war Teil eines interdisziplinären Forschungsprojekts zum Thema Palmöl, das mit finanzieller Unterstützung des Nationalfonds (SNF) Forschende und Organisationen in der Schweiz, Indonesien, Kolumbien und Kamerun vernetzt. (red, APA, 21.11.2019)