Die OECD senkt ihre Wachstumsprognose 2020 für Österreich auf 1,3 Prozent.

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Wien/Paris – Der Ausblick für die Weltwirtschaft trübt sich weiter ein, wie die aktuelle Prognose der Industriestaatenorganisation OECD festhält. Das globale Bruttoinlandsprodukt dürfte im laufenden Jahr nur 2,9 Prozent zulegen. Damit würde die Wirtschaft um 0,65 Prozentpunkte langsamer wachsen. Der Internationale Währungsfonds rechnet sogar mit einem Rückgang von 0,8 Prozent, wie seine Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag sagte.

Schwache Wachstumsraten

Nahezu unverändert soll die Weltwirtschaft laut OECD sowohl 2020 als auch 2021 um drei Prozent zulegen. Das seien die schwächsten Wachstumsraten seit der weltweiten Finanzkrise vor einem Jahrzehnt, sagte die Chefökonomin Laurence Boone am Donnerstag. Es wäre ein politischer Fehler, diese Veränderungen als vorübergehende Faktoren zu betrachten, sie seien struktureller Art, sagt Boone. Mehrere Bedrohungen machen die Ökonomen aus: Klimawandel und Digitalisierung würden die Volkswirtschaften grundlegend verändern. Dazu komme, dass sich Staaten seltener in großen, offenen Runden absprechen, um ihre Wirtschaftspolitik zu koordinieren.

Vor allem der Handelsstreit zwischen den USA und China halte Unternehmen davon ab, mehr zu investieren.

Auch die Sorge, dass nach dem EU-Austritt der Briten neue Handelsbarrieren zwischen dem Kontinent und dem Inselstaat entstünden, hemme Investoren.

Solange die Politik keine klare Richtung in diesen Bereichen vorgebe, werde die Unsicherheit hoch bleiben und so die Wachstumsaussichten beeinträchtigen, sagte Chefökonomin Boone. Herkömmliche Konjunkturpakete oder Impulse von Notenbanken allein könnten den Abschwung nicht ausbügeln, warnt die OECD. Die öffentliche Hand müsse zusätzlich in Infrastruktur des 21. Jahrhunderts investieren.

Positiver Ausblick

Für Österreich rechnen die Experten mit einem BIP-Wachstum von 1,5 Prozent im laufenden Jahr. Im Gegensatz zum globalen Trend soll die Wirtschaft hierzulande in den kommenden zwei Jahren etwas schwächer wachsen. Der Ausblick ist dennoch positiv: Die Experten erwarten, dass die Beschäftigung weiterhin steigen wird. Dank niedriger Arbeitslosigkeit sollen Löhne zulegen. Wegen der geringen Inflation steigt somit die Kaufkraft der österreichischen Konsumenten. Obwohl Exporteure unter der globalen Unsicherheit leiden dürften, habe sich die Stimmung in der Bauindustrie und bei den Dienstleistungen aufgehellt.

Wie ein Mantra wiederholt die OECD ihre Vorschläge für die Regierung. Die Politik solle Steuern auf Arbeitseinkommen senken und die Entlastung mit Umweltsteuern gegenfinanzieren.

Um Frauen am Arbeitsmarkt zu unterstützen, sollte ganztägige Kinderbetreuung ausgebaut werden, heißt es in dem Bericht. Zudem regt die OECD ein verstärktes Angebot an Deutschkursen an, um die Migranten besser zu integrieren. (APA, slp)