Beim FC Bayern München stellen sich in diesen Tagen einige gute Fragen, allen voran die nach einem neuen Trainer. Diese Frage hat schon etwas von einer historischen Note, ist sie doch die erste nach dem Rückzug von Uli Hoeneß als Vereinspräsident. Die Bayern haben in der jüngsten Vergangenheit mit Carlo Ancelotti und Niko Kovac zwei suboptimale Trainerentscheidungen getroffen, ein Neuaufbau der Mannschaft steht noch immer aus. Für welchen Fußball steht Bayern eigentlich?

Die deutsche Meisterschaft wird sich für die Münchner wohl auch so ausgehen, außer Marco Rose vollbringt ein Wunder mit Tabellenführer Mönchengladbach. Was den Bayern schmerzlich fehlt, ist ein Titelgewinn in der Champions League. Welcher Trainer kann das, die großen Partien gewinnen in der Königsklasse?

Interimstrainer Hansi Flick hat eine Arbeitsplatzgarantie bis zum 21. Dezember und dem Spiel gegen Wolfsburg. Er hat das Alle-hinter-dem-Ball-Verteidigen von Niko Kovac abgeschafft und lässt seine Mannschaft wieder etwas mehr Risiko nehmen, vor allem die Flügel Coman und Gnabry dürfen beruhigt sein, dass ein Ballverlust von einer gruppendynamisch besseren Abwehr ausgebügelt wird. Stürmer Robert Lewandowski wünscht sich Flick als Dauerlösung, aber was Spieler wollen, ist meist einerlei.

Nachfolgekandidaten gibt es ein paar, die besten zwei Trainer stehen aber eigentlich nicht zur Verfügung: Pep Guardiola und Jürgen Klopp dirigieren größere Konzerte. Andererseits: Neo-Bayern-Präsident Herbert Hainer hat angekündigt, den "bestmöglichen Trainer" zu holen. "The Special One" Jose Mourinho ist jedenfalls nicht mehr zu haben. Weitere potenzielle Bayern-Trainer schwören ihren aktuellen Klubs die Treue (Tuchel, Rangnick, ten Hag etc.), halten sich aber zugleich alle Optionen offen. So stärkt eine Absage geschickt den eigenen Marktwert. Andere Trainer wissen vielleicht noch nichts von ihrem Glück, als Kandidaten von Sportdirektor Salihamidzic angerufen zu werden. Oder rufen selbst an. Wie Arsène Wenger. (Florian Vetter, 21.11.2019)