Man kennt es auch als sogenanntes "Brennendes Eis": Die Verbindung aus Wasser und Methan, die unter hohem Druck und bei niedrigen Temperaturen als eisähnlicher Feststoff in Meeressedimenten vorkommt, ist ein fossiler Energieträger, der den in den nächsten Jahrzehnten steigenden Bedarf an Erdgas decken könnte, zumindest bis es im Rahmen der Energiewende gelingt, die durch die Abkehr von Kohle als Energielieferant entstehende Lücke durch erneuerbaren Energien zu schließen. Weltweit werden derzeit in umfassenden Projekten Gasvolumen und Förderbarkeit der Gashydratvorkommen wissenschaftlich untersucht.

Mit Gashydraten durchsetztes Sediment.
Foto: GEOMAR

Von Norwegen bis Spanien

In dem von der Europäischen Kommission geförderten Projekt MIGRATE (Marine Gas Hydrates: An Indigenous Resource of Natural Gas for Europe) wurde nun eine europaweite Bestandsaufnahme der Hydratvorkommen, der zur Nutzung notwendigen Arbeitsabläufe und der zur Verfügung stehenden Technologien initiiert. Die im Fachjournal "Marine and Petroleum Geology" veröffentlichte Studie gibt erstmals einen Gesamtüberblick der Gashydratvorkommen von Norwegen bis Spanien und weiter bis in das Schwarzen Meer.

"Unsere Untersuchungen zu Hydratvorkommen in ganz Europa haben ergeben, dass es direkte oder indirekte Hinweise auf das Vorhandensein von Hydrat an mehreren europäischen Standorten, darunter am westlichen und östlichen Rand Grönlands, an der Küste und vor der Küste Spitzbergens, in der Barentssee, am mittelnorwegischen Kontinentalrand, am Kontinentalrand westlich von Irland, im östlichen Mittelmeer, der Marmarameer und am westlichen und südlichen Rand des Schwarzen Meeres gibt", erklärt Jörg Bialas vom GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, Koautor der Studie. "Besonders weit verbreitet kommt Hydrat vor der Küste von Spitzbergen und Norwegen sowie im Schwarzen Meer vor."

Arbeitsgebiete des GEOMAR im Donaufächer des Schwarzen Meeres.
Grafik: Nach Minshull et.al.

Weitere Untersuchungen notwendig

Allerdings, so der Kieler Geophysiker, seien die Hydratsysteme erst in einigen wenigen kleinen Gebieten gut erforscht. Um den regionalen Hydratgehalt unter dem Meeresboden zu bestimmen, sind für die meisten europäischen Regionen noch umfangreiche weitere Untersuchungen erforderlich. Für eine mögliche Gasförderung aus einer Hydratlagerstätte sind ferner Stabilitätsberechnungen notwendig, um die Bereiche sicherer Förderung aufzuzeigen. "Im Bereich des Schwarzen Meeres haben wir dazu umfangreiche dreidimensionale seismische Vermessungen durchgeführt", erläutert Bialas.

Diese Daten sollen helfen Bereiche zu identifizieren, in denen ein gefahrloser Abbau von Gashydraten möglich wäre. "Auch wenn endgültige Zahlen für verfügbare Gasvolumen in den Hydratregionen noch nicht gegeben werden können, so haben wir mit dem Bericht und Kartenwerk eine ungewöhnlich breit besetzte interdisziplinäre Kooperation erreicht, die erst die zukünftige Erarbeitung solcher grenzüberschreitenden Arbeiten ermöglichen". (red, 26.11.2019)