Hier, in der Nähe des Wallensteinplatzes, war früher ein Billa, jetzt vermietet die Immobilienrendite AG Lagerabteile.

Foto: Immobilienrendite AG

Ein neuer Billa ist in der Engerthstraße in eine ehemalige Straßenbahnremise eingezogen.

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Die hölzernen Dachbalken der Remise wurden erhalten. Darunter parken ist der Kundenparkplatz.

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Am Handelskai können in einer ehemaligen Tankstelle Lagerabteile und Werkstätten angemietet werden.

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Es sind jene Immobilien, die sonst keiner mehr will, die ins Beuteschema der Immobilienrendite AG passen. Der Klassiker: lange leerstehende Erdgeschoßzonen. "In der Branche weiß man schon, dass wir uns über hoffnungslose Objekte freuen", sagt Mathias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG.

Rund 30 bis 40 solcher Objekte werden dem Unternehmen monatlich angeboten, "eines davon passt dann, und wir überlegen uns eine neue, kreative Nutzung dafür, von der alle profitieren", so Mühlhofer. Manchmal fahren seine Kollegen und er auch durch die Gegend und suchen aktiv Wien nach Immobilien ab, "die einsam und verzweifelt ausschauen", wie Mühlhofer es nennt.

Upcycling nennt das Unternehmen das auch. Denn wenn alle in neue und mehrere tausend Quadratmeter große Officespaces ziehen, müsse sich jemand auch um die alten Bürogebäude kümmern. So hat die Immobilienrendite AG etwa in der Längenfeldgasse in Wien in einem Objekt kleine Büros für Start-ups untergebracht – für 250 Euro pro Monat, alles inklusive. Die Nachfrage sei groß, so Mühlhofer.

Storage statt Synagoge

Ein weiteres Projekt liegt im 20. Bezirk. In dem Wohnhaus, das der Israelitischen Kultusgemeinde gehört, war im Erdgeschoß und im ersten Stock einst eine Synagoge untergebracht. In den 1930er-Jahren wurden die Besitzer durch die Nazis enteignet. Es entstand ein Tanzlokal, dessen Bar noch heute im Originalzustand erhalten ist. Nach der Rückgabe an die rechtmäßigen Besitzer zog ein Billa-Markt ein, zuletzt standen die Flächen über zehn Jahre leer.

Seit dem Frühjahr ist in der ehemaligen Synagoge nun ein Localstorage der Immobilienrendite AG untergebracht. Ab 30 Euro pro Monat pro Quadratmeter können Lagerabteile gemietet werden. "20 Euro pro Quadratmeter verdienen wir so", sagt Mühlhofer. Ein Preis, der für eine Erdgeschoßzone in dieser Lage mehr als gut sei. Was mit dem ersten Stock passiert, der derzeit noch ungenutzt ist, steht noch nicht fest. Büros seien eine Option.

Ein architektonisches Highlight des Unternehmens steht in der Engerthstraße im zweiten Bezirk. In einer 3961 Quadratmeter großen, ehemaligen Straßenbahn-Remise ist ein loftartiger Billa mit Parkplatz untergebracht. Die ursprünglichen Dachbalken im Backsteinbau wurden erhalten und sind ein Hingucker. Zuvor wurde die Halle als Veranstaltungslocation genutzt, bis 2035 ist nun der Supermarkt eingemietet. "Für die Zeit danach gibt es viele Nutzungsmöglichkeiten", so Vorstand Michael Rajtora.

Mieten statt tanken

Optisch weniger ansprechend und dennoch erfolgreich sei ein Mitarbeiterprojekt des Unternehmens in einer ehemaligen Tankstelle am Handelskai. "Unsere Mitarbeiter gehen hier selbst ins unternehmerische Risiko, beteiligen sich freiwillig mit einer individuellen Summe und besorgen das Projektmanagement", sagt Markus Kitz-Augenhammer, Co-Vorstand des Unternehmens. Am Handelskai sind kleine Räume entstanden, die vermietet werden und etwa als Lager für Stoffwindeln, Aufladeraum für E-Scooter oder Proberaum genutzt werden – berühmtester Mieter ist wohl die Band Wanda, die einst hier probte.

Die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen die Immobilienrendite AG, die im Februar publik wurden, laufen übrigens immer noch. Man rechne aber jeden Moment mit der Einstellung, so Mühlhofer. Sein Unternehmen habe alle Unterlagen vorweisen und damit die Vorwürfe entkräften können. (Bernadette Redl, 22.11.2019)