In einer ganzen Reihe Gewässer, aus denen die Bachforelle schon verschwunden war, wurde sie wieder freigesetzt.
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Wien – Der Österreichische Fischereiverband hat die Bachforelle (Salmo trutta fario) zum Fisch des Jahres 2020 ernannt. Die Ernennung, die zusammen mit den Landesfischereiverbänden und unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei erfolgte, soll die Art, ihren Lebensraum und ihre Bedeutung ins allgemeine Bewusstsein bringen.

Die Bachforelle ist eine Verwandte des Lachses und wird zwischen 20 Zentimeter und einem Meter lang. Sie ist eine Räuberin, die sich von Insekten und anderen Kleintieren ernährt, und bevorzugt sommerkühle, sauerstoffreiche und schnell fließende Gewässer, in denen sie die dominierende Fischart bildet. Eine Zeitlang gab es die Sorge, dass sie von ihrer künstlich eingeführten Verwandten aus Nordamerika, der Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss), verdrängt werden könnte. Deren Freisetzung wurde mittlerweile aber stark eingeschränkt. Als bedroht gilt die Bachforelle heute nicht.

Die Forellenregion, manchmal ohne Forellen

Ihre hohe Bedeutung kann man alleine schon daran ablesen, dass in der Ökologie ein bestimmter Abschnitt jeden Flusses als "Forellenregion" definiert ist – in der Regel befindet sich dieser am Oberlauf. Mehr als zwei Drittel der Fließgewässer Österreichs werden der Oberen und Unteren Forellenregion zugeordnet. Die Bachforelle spielt damit in unseren Gewässern eine bedeutende Rolle – zumindest theoretisch.

Die aktuellen Befunde zum fischökologischen Zustand der Gewässer zeigen allerdings ein ganz anderes Bild, berichtet der Fischereiverband: In bloß zwei Fünfteln der beprobten Gewässerabschnitte konnten alle Altersstadien der Bachforelle nachgewiesen werden. In einem Fünftel wurden keine, in den verbleibenden zwei nur wenige Individuen gefangen. Als Ursachen werden Lebensraumdefizite, der Fraßdruck durch Prädatoren, die Erwärmung der Gewässer als Folge des Klimawandels und Fischkrankheiten diskutiert.

Keine Ausweichmöglichkeit

Unter diesen Faktoren gilt der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Gewässer als der schwerwiegendste. Die Bachforelle mag es kühl – und da sie ohnehin schon im Oberlauf von Flüssen lebt, kann sie kaum noch weiter in Richtung Quelle ausweichen. Ihr Lebensraum wird in der Folge also immer kleiner werden. Durch die steigenden Wassertemperaturen werden auch vermehrt Krankheiten ausbrechen, wie zum Beispiel die Proliferative Nierenkrankheit (PKD), die die Bestände zunehmend dezimieren.

Weitere wesentliche Faktoren, die zu einer Gefährdung und Reduktion der Bestände beitragen, sind die Gewässerverbauung und -verschmutzung (z.B. durch Hormone), Feinsedimentbelastungen und fehlende Ufervegetation – sowie "der hohe Prädatorendruck in Form von Fischotter, Gänsesäger, Graureiher und Kormoran". Angelnde Menschen hat der Fischereiverband an dieser Stelle nicht mit den übrigen Prädatoren aufgezählt. Um den Erhalt dieses so wichtigen Fischs zu gewährleisten, plädiert der Verband dafür, Fließgewässer mit Bachforellenstämmen von Fischzuchten aus der jeweiligen Region zu besiedeln. (red, APA, 23. 11. 2019)