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Der Kolibri ist eines der bekanntesten Nazca-Bilder. Und er hat noch viele, viele "Artgenossen".
Foto: REUTERS/Enrique Castro-Mendivil

Rüschlikon – Erstmals in den 1920er Jahren wissenschaftlich beschrieben, haben es die Nazca-Linien im Südwesten Perus rasch zu Weltruhm gebracht. Es handelt sich dabei um sogenannte Scharrbilder – auch wenn der lapidare Ausdruck ihren Dimensionen nicht wirklich gerecht zu werden scheint. Die längsten der über 1.500 bekannten Linien bringen es auf zwanzig Kilometer, und die meisten figürlichen Darstellungen sind nur aus der Luft erfassbar. Angelegt wurden sie einst von den Paracas- und Nazca-Kulturen, womit sie fast 3.000 Jahre zurückreichen.

Die ersten Nazca-Linien entdeckten Archäologen noch zu Fuß. Später kamen Satelliten- und Drohnen-Aufnahmen hinzu. Und jetzt macht die Erforschung der präkolumbischen Monumentalkunst einen weiteren technologischen Schritt: Eine Zusammenarbeit zwischen IBM Research und der Universität Yamagata in Japan hat eine bislang unbekannte Figur von vergleichsweise geringer Größe aufgespürt (siehe das Video unten). Entscheidend dafür war, dass die Wissenschafter der Universität nun auch künstliche Intelligenz (KI) einsetzen.

IBM Research

Veränderungen der Landschaft wie Straßen und Hochwasserspuren machen die Nazca-Linien schwer identifizierbar. Die KI-basierte IBM-Plattform namens PAIRS sollte dabei helfen, in diesem Hintergrundrauschen relevante Hinweise auf bislang unbekannte Bilder zu entdecken. Die Plattform erlaubt, raumbezogene Daten in großem Maßstab zu durchforsten. Für die Suche nach neuen Nazca-Linien kombinierten die Forscher Höhenprofile, Drohnen- und Satellitendaten sowie geografische Messungen. PAIRS ermöglicht es laut IBM, all diese Daten binnen Minuten zu kombinieren.

Zunächst trainierten die Forscher die KI – ein sogenanntes Deep Neural Network – mit Daten zu bereits bekannten Nazca-Linien. Dann testeten sie das System an weiteren Luftaufnahmen, um zu prüfen, ob die KI Hinweise auf Scharrbilder findet, die die Forscher der Yamagata Universität bisher übersehen hatten. Tatsächlich kam dabei eine bisher unbekannte, etwa zwei mal fünf Meter messende Figur zutage, die an eine menschliche Gestalt erinnert.

Die Forscher hoffen nun, schneller weitere Nazca-Linien zu identifizieren und damit vielleicht auch neue Hinweise auf die Bedeutung dieser rätselhaften Darstellungen zu finden. Zu ihrer Funktion gibt es verschiedene Theorien und Hypothesen: Einige schreiben den Figuren astronomische Bedeutung zu, andere sehen in ihnen religiöse Symbole oder gar Wegweiser für rudimentäre Formen der Luftfahrt mit Ballonen oder Hängegleitern. (red, APA, 24. 11. 2019)