Sie kennen den Bericht schon: FPÖ-Chef Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl
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Wien – Der lange erwartete FPÖ-Historikerbericht ist fertig. Er liegt gut bewacht auf den Schreibtischen führender FPÖ-Funktionäre, DER STANDARD hat ihn selbst gesehen, durfte aber noch nicht hineinlesen. Wann der Historikerbericht, der die Geschichte der FPÖ kritisch aufarbeiten und hinterfragen sollte, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, ist nach wie vor unklar. Die geplante Präsentation für kommende Woche wurde erneut abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben.

Geplant war, den Bericht nicht nur vorzustellen, sondern ihn in eine Veranstaltung einzubetten, zu der durchaus auch der FPÖ gegenüber sehr kritisch eingestellte Historiker eingeladen werden sollten.

Die FPÖ-Führung dachte daran, auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) einzuladen. Dort bestätigt man eine entsprechende Anfrage, weist aber auch darauf hin, dass es noch keine Zusage seitens des DÖW gegeben habe. Mittlerweile ist die Veranstaltung aber ohnedies bis auf weiteres abgesagt worden.

Angefragt wurden auch die Historiker Margit Reiter vom Institut für Zeitgeschichte und Oliver Rathkolb, der ebenfalls an der Uni Wien tätig ist. Beide stehen der FPÖ bekanntermaßen recht kritisch gegenüber. Reiter hat heuer zur Entstehungsgeschichte der Freiheitlichen in Österreich publiziert: "Die Ehemaligen. Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ". Reiter und Rathkolb hätten mit Andreas Mölzer und Lothar Höbelt, beide ideologisch im FPÖ-Umfed angesiedelt, diskutieren sollen. Die Veranstaltung hätte nach Plänen der FPÖ von Falter-Redakteurin Barbara Tóth moderiert werden sollen. Tóth bestätigt eine dementsprechende Anfrage.

Warum die Veranstaltung letztendlich abgesagt wurde, ist ungewiss. Die FPÖ führt die Verschiebung darauf zurück, dass nicht alle angefragten Personen am 27. November Zeit gehabt hätten. Man warte jetzt auf Terminvorschläge der angefragten Diskutanten, dann wolle man die Präsentation des 900 Seiten starken Berichts nachholen. Das wird wohl erst im kommenden Jahr sein. (Michael Völker, 22.11.2019)

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