Vor allem in Graz und Umgebung profitieren die Kleinparteien von Wahlkarten.

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Graz – Bei der steirischen Landtagswahl zeichnet sich ein Briefwahlrekord ab. Die ARGE Wahlen-Hochrechner gehen davon aus, dass im Sonntagabend veröffentlichten Ergebnis noch 88.400 Briefwahl- und Wahlkarten-Stimmen fehlen werden – also 13,6 Prozent der gültigen Stimmen erst am Montag ausgezählt werden. KPÖ und Neos können somit noch hoffen, wenn sie im Sonntags-Ergebnis das Grundmandat knapp verpassen.

Kleinparteien schaffen das für den Landtagseinzug nötige Grundmandat am leichtesten im Wahlkreis 1 (Graz und Graz-Umgebung) – und in der Landeshauptstadt wurden, wie üblich, die meisten Wahlkarten ausgestellt. Und sowohl Neos als auch KPÖ zählten – wie die Grünen auch – bisher zu den Profiteuren der Briefwahl.

Gang zur Urne

10,7 Prozent der gültigen Stimmen wurden 2015 am Vorwahltag abgegeben und 8,4 Prozent per Briefwahl. Heuer dürfte der Vorwahltag rund sechs Prozent ausmachen und die Briefwahl 13,6 Prozent. In Summe bleibt es damit aber bei dem Fünftel der Wahlberechtigten, die nicht "klassisch" am Sonntag an der Urne, sondern vorgezogen wählen.

Die ÖVP hat hingegen zuletzt durch die Briefwahl-Auswertung ein wenig eingebüßt – und bei der Nationalratswahl auch wieder die SPÖ. Die FPÖ schneidet von jeher im Urnenwahl-Ergebnis vom Sonntag deutlich besser ab als im Gesamtergebnis inklusive Briefwahl.

Da ohne Grazer Ergebnis keine zuverlässige Aussage möglich, ob NEOS oder KPÖ in den Landtag einziehen – und wie sich somit die 48 Mandate auf die Parteien verteilen – verzichtet ARGE Wahlen am Sonntag in der ersten Hochrechnung gleich nach Wahlschluss (16 Uhr) auf Mandats-Angaben. Denn die Grazer Wahllokale schließen alle erst um 16 Uhr. Erst wenn einige Zeit später die ersten Grazer Sprengelergebnisse eintrudeln rechnet ARGE Wahlen auch die zu erwartende Verteilung der Landtagssitze aus.

Mögliche Koalitionen

Voraussichtlich nur zwei realistische Koalitionsoptionen wird der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) nach der Landtagswahl am Sonntag haben. Die Umfragen lassen nur für ÖVP-SPÖ und ÖVP-FPÖ ausreichende Mehrheiten erwarten. Schwarz-Grün hätten beim demnach erwarteten Wahlausgang nur dann eine – hauchdünne – Mehrheit, wenn sowohl Neos als auch KPÖ nicht ins Landesparlament kommen.

Nach einer Mandats-Simulation der ARGE Wahlen hätte die ÖVP in diesem Fall 19 und die Grünen sechs Mandate. Die zusammen 25 der insgesamt 48 Landtagssitze wären eine ziemlich wacklige Grundlage für eine Koalition. Nur mit der SPÖ (13) und der FPÖ (10) hätte die ÖVP eine stabile Basis. Grundannahme für die Mandats-Simulation waren (auf Basis der vorliegenden Umfragen):

  • ÖVP: 35,5 Prozent
  • SPÖ: 24,1 Prozent
  • FPÖ: 19,1 Prozent
  • Grüne: 12,1 Prozent
  • Neos: 4,8 Prozent
  • KPÖ: 4,3 Prozent

(APA, 23.11.2019)