Ägypten unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi geht gegen kritische Medien vor.

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Kairo – Ägyptens autoritäre Führung ist gegen eines der letzten regierungskritischen Medien in dem nordafrikanischen Land vorgegangen. Bereits am Samstag nahmen Sicherheitskräfte einen Redakteur der Nachrichtenseite Mada Masr fest. Am Sonntag berichtete Mada Masr über Twitter, Sicherheitskräfte in Zivil seien bei einer Razzia in die Kairoer Redaktion eingedrungen.

Die Mitarbeiter würden festgehalten, ihre Telefone seien abgeschaltet worden. Mada Masr gehört zu den letzten wenigen Medien Ägyptens, die kritisch über die Regierung berichten. Damit findet die Nachrichtenseite international große Beachtung, da es in dem Land kaum noch eine freie Presse gibt. Die Seite wird in Ägypten selbst seit mehr als zwei Jahren blockiert, genauso wie andere regierungskritische Medien.

Am Samstag hatte Mada Masr berichtet, vier Sicherheitskräfte in Zivil hätten ihren 37 Jahre alten Mitarbeiter Shadi Zalat in seiner Wohnung in Kairo festgenommen. Dessen Computer und Mobiltelefon seien beschlagnahmt worden. Einen Haftbefehl hätten die Sicherheitskräfte nicht gehabt. Es sei unklar, wohin sie Zalat gebracht hätten. "Er hat nichts anderes getan, als Wörter zu benutzen, um über Neuigkeiten zu berichten", erklärte Mada Masr. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Salats Freilassung.

Präsidentensohn

Die Nachrichtenseite hatte in dieser Woche berichtet, der Sohn von Präsident Abdel Fattah al-Sisi werde für eine längere Zeit an die ägyptische Botschaft in Moskau entsandt. Das käme einer Degradierung gleich. Mahmoud al-Sisi hatte bisher eine führende Position im ägyptischen Geheimdienst inne. Im inneren Zirkel des Staatschefs habe sich jedoch die Meinung durchgesetzt, der Präsidentensohn habe eine Reihe von Aufgaben nicht angemessen erfüllt, meldete Mada Masr.

Ägyptens Führung geht immer wieder mit harter Hand gegen Kritiker und Oppositionelle vor. Menschenrechtsorganisationen zufolge sitzen Tausende Menschen aus politischen Gründen in Haft.

In Ägypten war es Ende September erstmals seit Jahren wieder zu größeren Protesten gegen Sisi und die Regierung gekommen. Die Menschenrechtsorganisation Egyptian Commission for Rights and Freedoms (ECRF) berichtete, danach seien 4.300 Menschen festgenommen worden. Ihnen würden Proteste ohne Genehmigung, die Verbreitung von Falschinformationen und Missbrauch sozialer Medien vorgeworfen. (APA, 24.11.2019)