Der bisherige steirische Landerhauptmann Hermann Schützenhöfer wird wohl auch der zukünftige Landeshauptmann sein. Mit wem er koaliert ist offen.

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Für die steirische ÖVP ist die Welt wieder in Ordnung: Das rote Interregnum ist endgültig vorbei. Der kurze historische Eintrag, in der die SPÖ den Landeshauptmann gestellt und zuletzt immer noch die Mehrheit der Stimmen und Mandate gehalten hatte, wurde mit diesem Wahlsonntag weggewischt. Die Steiermark ist wieder ein ÖVP dominiertes Bundesland. Der taktische Schachzug, die Wahl vorzuverlegen, um den türkisen Hype der Nationalratswahl mitzunehmen, war für die ÖVP goldrichtig. Die geölte PR-Maschinerie der ÖVP musste gar nicht erst auf Hochtouren fahren. Die steirischen Schwarzen konnten gemütlich auf der türkisen Kurz-Welle dahinsurfen, während die SPÖ noch ihre Trümmer für den Wahlkampf zusammensuchen musste.

Das brachte der ÖVP ein Ergebnis auf der Höhe der Nationalratswahl und im Vergleich zur letzten Landtagswahl ein beachtliches Plus von fast zehn Prozent. Genau um diese Größenordnung brach die FPÖ erwartungsgemäß ein, die Grünen wurden im Gegenzug durch die momentane Euphorie in die Höhe gehoben. Für die Türkis-Grünen Verhandlungen in Wien eine nicht unbedeutende Rückenstärkung.

Rotes Waterloo

Bitter war der Wahlgang für die Roten, die es schon geahnt hatten. Jetzt mag man sich in der SPÖ über die etwas geringer als befürchtet ausgefallenen Verluste freuen, die Realität ist allerdings: SPÖ und ÖVP sind vom gleichen Level aus gestartet und die Volkspartei liegt nun rund 12 Prozentpunkte vor den Sozialdemokraten. Ein Waterloo, das wohl nicht ohne strukturelles und personelle Folgen bleiben wird. Auch an der Bundesparteispitze. Auch hier dürfte jetzt ein radikaler Umbau und Neustart unmittelbar bevorstehen. Die Steiermark ist der letzte schmerzhafte Hinweis, dass es ohne radikale Therapie nicht mehr gehen wird.

Der Niedergang der Roten in der Steiermark begann 2015, als Franz Voves nach schweren Verlusten als Landeshauptmann zurücktrat und seinem ÖVP-Freund und Stellvertreter Hermann Schützenhöfer das Feld und den Landeshauptmannsessel überließ. Bereits da war allen in der SPÖ klar: Damit war das Zeitfenster für die SPÖ geschlossen. Als Zweite in der Regierung wird es die SPÖ kaum schaffen, den Landeshauptmann-Sessel aus eigener Kraft zurückzuerobern. Zudem hat Voves den Jungen unerfahrenen Michael Schickhofer als seine Nachfolger ins Rennen geschickt. Mit dem Auftrag weiter "brav" an der Partnerschaft mit der ÖVP weiterzuarbeiten. Er konnte sich in der Folge nie aus der väterlichen Umklammerung Schützenhöfers lösen, der von Jahr zu Jahr an Landeshauptmannstatur gewann.

Kein Profil

Die jetzige Wahl ist nur der Endpunkt einer logischen Entwicklung. Schickhofer konnte mit sein SPÖ kein Profil, keine glaubwürdige Alternative zu Schützenhöfer entwickeln. Er und seine Partei liefen sehenden Auges in die Niederlage. Grüne, Neos und auch die KPÖ räumten schließlich auch hier die Roten ab.

Schützenhöfer ist am Zenit angelangt. Der Berufspolitiker spielte all die Jahrzehnte immer die zweite Geige, bis er durch dieses Geschick der Geschichte, das ihm den Landeshauptmann in den Schoß legte, mit einem Male nach oben kam. Was ihm nur noch fehlte, war die Bestätigung durch die Wähler. Diese bekam er nun auf beeindruckende Weise und mit Hilfe von Sebastian Kurz. Wie im Gegensatz die SPÖ ihren Tiefflug ebenso beeindruckend fortsetzte.

Das Land ist wieder in Bewegung geraten. In der Steiermark wie im Bund. (Walter Müller, 24.11.2019)