Studenten der Physik-Fakultät der Universität Wien wurden wegen antisemitischen Witzen in einer Chatgruppe angezeigt.

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Wien – Mit Witzen über den Holocaust, Vergewaltigung und behinderte Menschen sowie Hetze gegen Minderheiten haben sich Studenten der Physik-Fakultät der Universität Wien anscheinend ihre Zeit vertrieben. Am Freitag hat deshalb die ÖH der Uni Wien bei der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Laut "Profil" lauten die Vorwürfe Verhetzung, Herabwürdigung religiöser Lehren sowie ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz.

Am Montag hat auch das Uni-Rektorat Anzeige erstattet. Die ÖH spricht in einer Aussendung von Whatsapp-Gruppen mit über 80 Teilnehmern. Laut "Profil" seien 80 bis 300 Hochschüler in der Gruppe gewesen, von denen sich ein Dutzend an den Postings beteiligt hätten.

"Strukturelles Problem"

"Eine Universität darf kein Vernetzungsort von Rassist_innen, Sexist_innen und Faschist_innen werden", betonte Zissi Fritsche (Gras) vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien am Montag in einer Aussendung. An der Uni Wien ortet sie ein "strukturelles Problem" und fordert von dieser Maßnahmen, um die Verbreitung solcher Ideologien künftig zu verhindern. So sollten etwa Lehrende vor den Vorlesungen betonen, dass die Uni ein diskriminierungsfreier Raum sei.

In der ÖH Uni Wien fühlt man sich an den Skandal rund um Funktionäre der VP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) am Juridicum vor zwei Jahren erinnert, wo in geheimen Chatgruppen antisemitische und menschenverachtende Witze ausgetauscht worden waren. Die Staatsanwaltschaft hat damals schlussendlich auf eine Anklage verzichtet.

Rektorat: Uni kein Platz für Rassismus

"Die Universität Wien ist ein Ort demokratischer Grundwerte, an dem Rassismus, Sexismus und Diskriminierung jeder Art keinen Platz haben", heißt es aus dem Rektorat zum aktuellen Fall. Alle Uni-Angehörigen seien dementsprechend dazu aufgefordert, "für demokratische Grundwerte unserer freien und offenen Gesellschaft einzutreten und zum respektvollen Miteinander beizutragen".

Nach der Aufregung über einen Studenten, der vor etwa einem Monat mit einer Waffe Physik-Vorlesungen besucht hatte und zuvor in sozialen Netzwerken Gewaltfantasien geäußert haben soll, sei der Dekan der Physik-Fakultät bereits seit Wochen aktiv und vermittle etwa gezielt bei Besuchen von Erstsemestrigen-Lehrveranstaltungen, welche Werte an der Uni Wien einen Platz haben und welche nicht. (APA, red, 25.11.2019)