Puls 4 hat sich die Ausstrahlungsrechte der Hitshow "The Masked Singer" gesichert.

Foto: ProSieben

In der Öffentlichkeit bekannte Menschen schlüpfen in fantasievolle Kostüme und singen um die Wette. Jury und Publikum bewerten die Performance, beide rätseln, wer sich hinter Astronaut, Grashüpfer, Engel, Monster und Kakadu verbirgt: Das war 2015 zuerst in Südkorea ein Hit. 2019 begeisterte das Wettsingen in den USA auf Fox. Dort ist gerade die zweite Staffel im Gange, mit Auftritten von Patti LaBelle und Kelly Osbourne. ProSieben steckte im Sommer branchenbekannte Größen wie Gil Ofarim, Bülent Ceylan, Stefanie Hertel, Marcus Schenkenberg und Heinz Hoenig in lustige Kostüme. Die Finalshow bescherte dem Sender die höchste jemals gemessene Quote. ORF 1 luchste auf die Lizenz für die österreichische Ausgabe. Den Zuschlag bekam mit Puls 4 ein Mitglied der Senderfamilie.

Puls 4 zeigt die österreichische Version von The Masked Singer im Frühjahr 2020. Ziemlich genussvoll hat Stefanie Groiss-Horowitz diese erste Karte ausgespielt. Ein ganzes Päckchen hat sie zum STANDARD-Interview mitgebracht, allesamt mit Höhepunkten für die nächste TV-Saison. Der Coup der Senderchefin ist perfekt: „Wir haben die Show relativ früh beim koreanischen Rechteinhaber optioniert“, erzählt Groiss-Horowitz. Mit ProSieben einigte man sich relativ rasch über das Ausspielen einer österreichischen Version. Die Teilnehmer stehen fast alle fest, Groiss-Horowitz will sie zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben – ebenso wie die Antwort auf die Frage, wer die Moderation übernimmt.

Bunt, laut, schrill

„Es wird funktionieren“, glaubt Groiss-Horowitz: „Weil es tatsächlich eine Familienshow ist. Die Möglichkeit ist seltener geworden, dass alle Generationen eines Haushalts sich vor dem Fernseher versammeln. Am Erfolg von The Masked Singer sieht man, dass es einen Bedarf gibt. Die Show punktet mit einem Schauwert. Sie ist bunt, laut, schrill und lädt zum Mitraten ein. Fernsehen in bester Manier.“

Entwickelt hat das Format King of Mask Singer der Südkoreaner Park Won Woo für den Fernsehsender Munhwa Broadcasting Corporation (MBC). In der Show treten Berühmtheiten in bunten Kostümen auf und singen dabei populäre Songs. Die Jury bewertet, das Publikum votet, der Verlierer muss seine Maske ablegen. In rund 20 Ländern fallen mittlerweile die Masken, von Argentinien und Indonesien über Mexiko und Vietnam bis Deutschland, Frankreich und Italien. Thailand hat seit 2016 schon achtmal gespielt. Wie in Österreich wird die Show in Großbritannien 2020 ihre Premiere haben. ProSieben kündigte die zweite Staffel an.

Das Bewertungsspektrum dieser neuen Form der Unterhaltung reicht von „wahrscheinlich die schlechteste Show“ bis „hebt sich von übrigen TV-Produktionen ab“ und „wertiger Wahnsinn“. Zum Staunen bringen die fantasievollen Kostüme und der aufwendige Aufbau. Das Publikum ist aufgerufen, anhand der Stimmen der Kostümierten deren Identität zu enttarnen. Das funktioniert.

The Masked Singer berühre Grundlegendes, sagt Groiss-Horowitz. Die Optik siegt, weil sie nicht verrät, wer sich dahinter verbirgt. In diesem Sinn ist sie basisdemokratisch: Jeder Kandidat hat die gleichen Ausgangsbedingungen.

Lokal, live, gemeinsam

An diese verrückte Showidee knüpft sich nicht zuletzt Groiss-Horowitz Glaube an die Zukunft des Fernsehens: „Ich glaube fest an eine Renaissance des Fernsehens“, sagt die Senderchefin. „Wenn neue Technologien angeboten werden, sind sie irgendwann nicht mehr so spannend. Die Änderung der Sehgewohnheiten innerhalb der Familien ist gefordert. Ich kenne Familien, die ganze Abende mit der Frage beschäftigt sind, was sie eigentlich schauen wollen.“ Beim Fernsehen sei diese Arbeit ausgelagert, und im besten Fall sei klar, dass „sich mein Lieblingssender etwas Gutes für mich überlegt hat“.

Den Infokanal Puls 24 will Groiss-Horowitz weiter ausbauen, 2020 auch seine Teletestdaten öffentlich machen. Quoten werde man kommunizieren, sobald Puls 24 in die großen Netze wie A1 und Liwest eingespeist wird. Der wirkliche Mehrwert des Fernsehens sei jedenfalls „lokal und live und das gemeinsame Schauen“, sagt Groiss-Horowitz. „Das Fernsehen hat nach einer Schrecksekunde wieder das nötige Selbstbewusstsein und wird sich nicht mehr vor der Zukunft fürchten. Wir starten neue Sender, investieren massiv ins Programm und stehen nicht auf der Bremse.“

Das Fernsehverhalten der Jungen werde man nicht ändern können. Ganz aufgeben will sie die begehrte Sehergruppe aber nicht: „Die Herausforderung ist manchmal, den Jungen zu sagen, was sie im Fernsehen versäumen, wenn sie nicht schauen.“ Österreich genieße ohnehin einen Sonderstatus im europäischen Vergleich – mit steigenden Seherzahlen. Groiss-Horowitz: „Österreich hat Fernsehen sehr gern.“

Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz
Foto: APA/HANS PUNZ

Scheitern mit Strolz

Puls 4 verspricht viel Programm – auch mit dem Neos-Gründer

Die "Renaissance des Fernsehens", sieht Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz, angesichts des immer größer und unübersichtlicher werdenden Streamingangebots. Mit dem Programm 2020 will sie davon schon Teil sein:

In Die Bundeswirtshausspiele matchen sich einschlägig bekannte Kandidaten in der Disziplin Wirtshausspiele: Kartenhäuser aus Bierdeckeln bauen, Nägel einschlagen oder Stadt, Land, Fluss spielen. Leo Hillinger und Armin Assinger treten als Erste gegeneinander an. Bier wird eine Rolle spielen, sagt Groiss-Horowitz, getrunken wird es wohl eher nicht. Die nächste Partie der Eventabende bestreiten Toni Polster und Oliver Pocher.

Nach den Weltcuprennen in Bad Gastein sucht Puls 4 in Family Night Race Österreichs schnellste Skifamilie in Staffelläufen. Den letzten Zielhang fahren die Kinder. Catch! Die Europameisterschaft im Fangen war 2019 auf Sat1 ein Quotenerfolg. 2020 moderiert Luck Mockridge mit Jakob Glanzner den Länderkampf zwischen Großbritannien, Deutschland, Schweiz und Österreich. Zu 2 Minuten 2 Millionen im Februar kommt 2 Minuten 2 Mentoren im ersten Halbjahr 2020. Jüngere Kandidaten haben die Gelegenheit, sich mit Ideen zu präsentieren. Juroren sind Matthias Strolz, Unternehmerin Marie Ringler, Erich Falkensteiner und Shpock-Macher Armin Strbac.

Land der Ideen sei "Liebesg'schichten für Erfinder", sagt Groiss-Horowitz und meint Menschen, die an ihre Erfindungen glauben, aber noch nicht so weit sind, sie zu präsentieren.

"Menschen, die beruflich oder privat gescheitert sind, erzählen in der Fuck Up Show. Scheitern erlaubt. Zuhören und nachfragen wird im ersten Quartal 2020 Groiss-Horowitz’ Mann fürs Extreme (siehe unten), Matthias Strolz.

Schuldig oder nicht schuldig zeigt anhand eines Experiments mit Geschworenen, wie manipulierbar man ist, je nachdem wer die Geschichte erzählt. Nachgestellt werden reale Verbrechen in einem Gerichtsverfahren. Filmische Zuspieler machen die Argumentation der Ankläger und die der Verteidiger nachvollziehbar. Meine Erfolgsgeschichte erzählen erfolgreiche Menschen Florian Gschwandtner.

Außerdem: NFL und Super Bowl, Matches der Uefa Europa League, Blockbuster-Premiere am Freitag, neue Folgen von Sehr witzig!? und Bist du deppert!, Aschermittwoch mit den Staatskünstlern, die Premiere der skurrilen Krimiserie Prost Mortem mit Simon Schwarz, Doris Kunstmann und Elke Winkens. (Doris Priesching, 26.11.2019)