Marcel Granollers, Feliciano Lopez, Pablo Carreno, Roberto Bautista Agut, Rafael Nadal und Chef Sergi Bruguera (von links) im Schüsselmeer.

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Der Steirer Straka spart nicht mit Kritik am Modus.

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Letztendlich war der Daviscup eine emotionale Veranstaltung. Aber dafür konnte Gerard Pique, der den Bewerb mit seiner Investmentfirma Kosmos dem Tennisweltverband ITF um angeblich drei Milliarden Dollar abgekauft hat, nichts. Dem Kicker vom FC Barcelona ist es hoch anzurechnen, mit Rafael Nadal befreundet zu sein. Der Superstar sagte für das Finalturnier in Madrid zu. Spanien hat prompt die hässlichste Salatschüssel der Welt gewonnen, im Endspiel wurde Kanada 2:0 geschlagen. Der 33-jährige Nadal gewann alle seine acht Partien (inklusive Doppel), die Iberer holten zum sechsten Mal den Titel. Teamchef Sergi Bruguera stellte fest: "Rafa ist von einem anderen Planeten."

Der außerirdische Weltranglistenerste wiederum nahm sich seinen Kollegen Roberto Bautista Agut zum Idol. Der 31-Jährige war am Donnerstagvormittag in seinen 400 Kilometer entfernten Heimatort Castellon gereist, um seinem Vater am Sterbebett beizustehen: "Ich hatte das Glück, mit meinem Vater die letzten Minuten verbringen zu können." Er kehrte am Samstag nach der Beerdigung zurück. "Mein Vater hätte mir eine Ohrfeige gegeben, wäre ich zu Hause geblieben." Am Sonntag trat Bautista Agut an, besiegte Felix Auger-Alaissime. Nadal erledigte den Rest und sagte: "Für mich wird Roberto für den Rest meines Lebens ein Vorbild sein."

Die Veranstaltung selbst war kaum vorbildhaft. Das Finale war mit 12.000 Fans ausverkauft. Abgesehen von den Auftritten der Gastgeber herrschte aber in den drei Hallen gähnende Leere. 18 Nationen spielten sich binnen einer Woche die Schüssel aus, sie waren in sechs Dreiergruppen aufgeteilt. Die Match-Ansetzungen waren ein Aberwitz, die Begegnung zwischen den USA und Italien ging um 4.04 Uhr in der Früh zu Ende.

Straka: "Nicht berauschend"

Herwig Straka, der 53-jährige Manager von Dominic Thiem und Veranstalter der ATP-Turniere in Wien, Mallorca und Stuttgart sowie des neuen Damenturniers in Berlin, hat die reformierte Veranstaltung aus der Ferne verfolgt. Sein Urteil: "Nicht berauschend." Der ehrenwerte Daviscup sei nicht mehr das, was er einmal war. "Es ist verrückt, nach den ATP Finals noch so viele Spieler ein Turnier bestreiten zu lassen. Ende November sollte man eher Skifahren oder Skispringen."

Wobei das alte Format, mit den über das Jahr verstreuten Länderkämpfen, auch problematisch gewesen sei. "Die Topleute sagten eher ab als zu." Pique garantiert für ein Gruppenspiel 900.000 Euro, zwei Drittel kassieren die Spieler, ein Drittel der jeweilige nationale Verband. Die Summe wächst stufenweise, der Sieger hat den fünffachen Betrag. Sollte Österreich am 6./7. März 2020 daheim Uruguay schlagen, wäre man fürs Finalturnier qualifiziert. Der Verband hätte bessere Zeiten vor sich.

Straka sitzt im ATP-Board, ist also Tennispolitiker. Die Spielervereinigung ATP hat einen eigenen Cup geschaffen, der wird Anfang Jänner in Australien ausgetragen. 24 Teams machen mit, Österreich schickt Thiem und Dennis Novak nach Down Under. Straka: "Zwei Teambewerbe sind inflationär. Aber besser ist es am Saisonbeginn, wenn alle ausgeruht sind." Man dürfe den Daviscup keinesfalls streichen. "Aber warum trägt man ihn nicht alle vier Jahre wie Olympische Spiele aus? Da müssten sich Topspieler verpflichten."

Roger Federer musste nicht nach Madrid, die Schweiz fehlte. Der Deutsche Alexander Zverev bestritt lieber in Süd- und Lateinamerika Exhibitions gegen Federer. In Mexiko-Stadt sahen 42.517 Leute zu. Straka: "Das geht mit Federer, hat aber keine große Zukunft." Piques Freundschaft mit Nadal ist auch keine Dauerlösung. 2020 wird wieder in Madrid finalisiert. Der Kicker erwägt den Bau einer vierten Halle. Damit es nicht zu spät wird. (Christian Hackl, 25.11.2019)