Der 54-jährige Martin Bruckner ist ab sofort der neue starke Mann bei Rapid.

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Wien – 2.245 Mitglieder (davon 2.005 stimmberechtigte) von Rapid sind am Montagabend zur Hauptversammlung im Allianz-Stadion erschienen. Im Mittelpunkt stand die Wahl des Präsidenten. Martin Bruckner (54) und Roland Schmid (43) bewarben sich um die Nachfolge von Michael Krammer, der nach sechs Jahre aufhörte. Zum ersten Mal in der 120-jährigen Vereinsgeschichte gab es eine Kampfabstimmung. Bis zuletzt gab es keinen Favoriten – das sorgte für viel Spannung.

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Bruckner, er sitzt seit sechs Jahren im Präsidium, siegte mit 1.095 zu 926 Stimmen, das sind 53,35 Prozent. Um 22.43 Uhr stand das Ergebnis fest. Bruckner sagte: "Ich bin voll mit Demut, danke für das Vertrauen. Ich werde auf Rapid aufpassen und nie mit den Wölfen heulen."

Er hatte vor über 40 Jahren erstmals ein Rapid-Spiel besucht. "Ich hätte mir vor vielen Jahren nicht träumen lassen, dass ich einmal hier stehe. Ich war auf der West, Nord, Süd, und zuletzt hat es mich in die Präsidentenloge verschlagen. Ich bin mir bewusst, welche Verantwortung ich übernehme", sagte Bruckner bei seiner kurzen Antrittsrede. Die Amtszeit dauert drei Jahre. Krammer hatte seit 18. November 2013 als Nachfolger von Rudolf Edlinger gewerkt.

Vom alten Präsidium sind mit Bruckner, Nikolas Rosenauer (Vize) und Philipp Newald drei Akteure weiterhin vertreten. Neu dazu stoßen Gerald Wilfurth, der mit Rapid als Spieler viermal Meister und viermal Cupsieger wurde, Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister, Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn sowie die Unternehmer Stefan Singer, der aus der Fanszene kommt, und Gerhard Höckner. "Mit dieser Mannschaft sind wir unschlagbar", betonte Bruckner.

Der Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG steht für "Evolution statt Revolution" und will den unter Krammer eingeschlagenen Weg weitergehen. "Wir ordnen unser Handeln dem Leitbild unter, das ist der Stern, dem wir folgen", sagte er. Dafür stehe ein "wirtschaftlich unglaublich gutes Fundament" zur Verfügung. Dafür war er selbst in den vergangenen sechs Jahren mitverantwortlich. "Ich kenne alle Winkel des Vereins genau", betonte Bruckner. "Wir werden so hart wie noch nie arbeiten."

Bruckner: "Ich werde den Verein wieder einen"

In Richtung des Schmid-Lagers streckte er nach einer teils medialen Schlammschlacht, die vor allem durch Aussagen von Unterstützern aus der zweiten Reihe ausgelöst wurde, die Hand aus. "Ich werde den Verein wieder einen, auf die zugehen, die mich nicht gewählt haben", kündigte Bruckner an. Beide Kandidaten hatten vor der Wahl die Möglichkeit gehabt, sich noch einmal für elf Minuten zu präsentieren. Während Schmid die Zeit nicht einmal ausreizte, überzog der danach an der Reihe gewesene Bruckner etwas, der deutlich lautere Applaus ließ seinen Sieg schon zu diesem Zeitpunkt vermuten.

Gemeinsam will man wieder sportlich bessere Zeiten erleben. "Wir wissen, dass uns Kontinuität und harte Arbeit zum Erfolg bringen werden", so Bruckner. Sportgeschäftsführer Zoran Barisic und Trainer Dietmar Kühbauer seien dabei entscheidende Figuren. "Wir haben mit zwei Rapid-Legenden einen Weg eingeschlagen, den wir nicht verlassen werden. Ich stehe ohne Wenn und Aber hinter euch, will mit euch Titel feiern, welcher Art auch immer", sagte der Finanzexperte vor der Stimmabgabe.

Auf Titel müssen die Fans seit dem Meistertitel 2008 warten. Der harte Kern der Anhänger, die im Block West beheimateten Ultras, dürfen sich als Wahlsieger fühlen. Sie hatten sich im Vorfeld hinter Bruckner gestellt. "Ich lasse mir unsere Fans nicht schlechtreden. Wir lösen unsere Probleme wie immer nicht vor der Kamera, sondern wo wir zu Hause sind, im Stadion. So wird es bleiben", verlautete der neue Klubboss. Singer kommt aus der Fanszene und wird dabei eine tragende Rolle spielen. "Er wird ein ganz wichtiges Bindeglied sein", so Bruckner.

Der Abend stand aber nicht nur im Zeichen eines Neuanfangs, sondern auch zweier Abschiede. "Ich habe mich für meine erste Familie entschieden, aber meine zweite bleibt Rapid, und wann immer ich gebraucht werde, bin ich da", sagte Krammer am Ende seiner Abschiedsrede. Jeder sei nach dem Wahlkampf aufgerufen, einen Ziegelstein in die Hand zu nehmen und Brücken zu bauen. "Wir sind eine Gemeinschaft, bewahrt mir die Gemeinschaft und passt mir auf Rapid auf", so Krammer.

Stadionsprecher Marek tritt zurück

Zuvor gab Andy Marek, seit 27 Jahren Stadionsprecher und seit 21 Jahren Leiter des Klubservice, unter Tränen bekannt, dass er im Februar aufhört. Grund ist eine schwere Operation. "Ich habe gesundheitliche Probleme, die Operation war erfolgreich. Ich kann meine Akkus aber nur mehr schwer aufladen", sagte der 57-Jährige, quasi die Stimme Rapids. Die Hauptversammlung moderierte er souverän. (hac, red, APA, 25.11.2019)