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Zeit für die Umstellung auf IPv6.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JOE RAEDLE

Seit Jahren warnen Experten davor, dass es schon bald keine neuen IP-Adressen für das Internet geben wird – zumindest nicht nach dem alten, aber weiter dominierenden IPv4-Standard. Auch das Ende wurde dabei schon mehrfach verkündet, nun ist es aber tatsächlich so weit.

Zuweisung

"Uns sind die IPv4-Adressen ausgegangen" formuliert es die europäische IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens (Ripe). Am Montagnachmittag wurde der letzte verfügbare /22-Block mit 1.024-Adressen vergeben. Ripe nutzt die Gelegenheit, um alle beteiligten Firmen und Organisationen zu einem Umdenken zu drängen. Es brauche einen umfassenden Einsatz von IPv6, um zu verhindern, dass das Wachstum des Internets unnötig begrenzt werde, mahnt Ripe.

Hintergrund

Die grundlegende Problematik ist seit langem bekannt. Als das Internet vor Jahrzehnten erfunden wurde, entschloss man sich, den Adressraum auf 32 Bit zu beschränken. Immerhin konnte man sich nicht vorstellen, dass die damit möglichen rund 4,3 Milliarden Adressen je ausgeschöpft werden. Eine Entscheidung, die Vint Cerf, einer der Erfinder des Internets, erst unlängst im Rahmen eines Vortrags in Wien in als seinen größten Fehler in den frühen Jahren des Netzes bezeichnete.

Die Lösung steht allerdings ohnehin schon länger bereit: IPv6 verwendet 128 Bit lange Adressen, woraus sich 340 Sextillionen Möglichkeiten ergeben, was auf absehbare Zeit wohl ausreichen dürfte. Das Problem dabei ist, dass die Verbreitung von IPv6 weiter schleppend läuft, genau hier sieht Ripe also deutlichen Verbesserungsbedarf.

Resteverwertung

In einem Ausnahmefall wird es allerdings weiter auch IPv4-Adressen geben, nämlich wenn zuvor welche zurückgegeben werden, etwa wenn eine Firma ihren Betrieb einstellt. Für diesen Zweck hat Ripe eine Warteliste erstellt. Die Vergabe unterliegt hier allerdings strikten Vorgaben. So werden die Adressen danach nur mehr in /24-Blöcken vergeben, was 256 Adressen entspricht. Zudem kommt jeder Antragsteller nur einmal zum Zug. Ob diese Resteverwertung sonderlich viel genutzt werden wird, steht aber ohnehin in Zweifel. Immerhin könnten die Besitzer von IPv4-Adressen diese auch gewinnbringend weiterverkaufen, anstatt sie einfach zurückzugeben.

Dass es überhaupt noch IPv4-Adressen gab, war der schon in den vergangenen Jahren sehr strikten Vergabepolitik von Ripe zu verdanken. So waren bereits vor eineinhalb Jahren 99,8 Prozent des letzten großen Blocks vergeben. Darauf hat Ripe nur mehr Pakete mit 1.024 Adressen vergeben, und das auch nur mehr an Provider. (Andreas Proschofsky, 26.11.2019)