Wolf Dieter Storl ist ganz verliebt in das Treibhausgas. "Das CO2 ist das Gas des Lebens", schwärmt der oftmals als Waldschamane bezeichnete Allgäuer und gibt Entwarnung an Greta Thunberg, den Weltklimarat und allfällige Experten und Wissenschafter. "Das CO2 ist kein Problem, es tut der Natur gut." Storl weiß das, er ist Ethnobotaniker. Er lebt seit seiner Kindheit viel im Wald und ist Autor zahlreicher Bücher. Auf dem Markt der Esoterik füllt er die Nische des bauernschlauen Naturromantik-Gurus recht glaubwürdig aus. "Ich bin Teil des Waldes", "Wir sind Geschöpfe des Waldes" lauten Titel seiner zahlreichen Bücher. Und mitten im Wald hat vermutlich Bruder Baum unserem Guru mit dem langen, grauen Bart sensationelles ins Ohr geflüstert.

CO2 ist kein Problem. Der Waldschamane muss es wissen.
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Storl erklärt uns die Fotosysnthese

Storl verkündet, was seit einiger Zeit als Theorie der Fotosynthese durch die Literatur geistert, auf der Couch des Senders "KenFM". "Die Pflanzen würden ohne CO2 sterben. (..) Im Grunde genommen könnte man sagen, die Sequestrierung von CO2 ist pflanzenfeindlich." Hinter "KenFM" steht der ehemalige Radiomoderator Ken Jebsen. Der wurde 2011 vom deutschen Sender RBB wegen flapsiger Äußerungen zum Holocaust geschasst. Seitdem macht er sich mit der Verbreitung aller möglichen verschwörungstheoretischen und esoterischen Inhalte einen Namen, wenngleich keinen guten. Auch Jebsen scheint ganz hingerissen von den Thesen Storls und sekundiert ungläubig bis fasziniert dem Waldschamanen: "CO2 ist sozusagen ein Luftdünger." Man könnte fast annehmen, die beiden stiegen nach dem Interview in einen SUV und geben kräftig Gas, um Bäume, Blumen und Felder gedeihen zu lassen. 

KenFM

Storl kennt auch natürliche Medizin gegen Borreliose

Abgesehen von Klimaforschung und Fotosynthese agiert Storl auch als Experte der Heilkunst. In seiner Publikation "Borreliose natürlich heilen" propagierte unser Waldläufer unter anderem: "Kardenwurzeltinktur oder -tee, über einige Wochen hinweg eingenommen, dazu jeden Tag oder alle paar Tage eine Überhitzungstherapie (Sauna, heisse Bäder oder Schwitzhütte) bietet eine gute Möglichkeit zur Ausheilung der Borreliose." Antibiotika seien laut Storl bei der vornehmlich durch Zecken übertragenen Krankheit wirkungslos. Ärzte kritisieren die Empfehlungen Storls als gefährliche Scharlatanerie. Fazit der Stiftung Gurutest: Storl kann uns gerne ein paar Tipps geben, wo man im Wald im Herbst Schwammerl findet. Zu Medizin und Klimawandel empfehlen wir dem Waldschamanen mal ganz unverblümt, die Klappe zu halten. (Christian Kreil, 7.12.2019)

Leuchtende Augen-Faktor: ☆☆☆☆☆

Schwiegermutter-Geschenk Tauglichkeits Faktor: ☆☆☆☆☆

Umtauschgefahr-Faktor: ★★★★★

Türchen im Kalender