Tagtäglich sorgt Ex-FPÖ-Chef Strache für neue Aufregung, diesmal mit einem bestätigten Treffen mit Frank Stronach.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Ihr Aufeinandertreffen in der Wahldiskussion war ausgesprochen harmonisch: Im Herbst 2013 fassten sich der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und der Quereinsteiger Frank Stronach mit Samthandschuhen an. Strache sei "ein guter Hecht im maroden Karpfenteich", lobte Stronach in seiner unverwechselbaren Art; der damalige FPÖ-Chef zollte Stronach "Respekt für seine wirtschaftlichen Leistungen".

Damals ahnte freilich noch niemand, dass die beiden auch über eine gemeinsame Bekannte zueinanderfinden würden: Philippa, damals Beck, arbeitete im Parlamentsklub des Teams Stronach, bevor sie zu Frau Strache wurde.

Jetzt trafen die drei wieder aufeinander. Bei einem "Geheimtreffen" – das so geheim war, dass ein Foto davon prominent in der Tageszeitung Österreich landete – plauderten die Neo-Abgeordnete Philippa Strache, ihr Ehemann und Stronach über die Zukunft des Landes. Laut Stronachs Anwalt Michael Krüger hatte das Treffen "keine politische Relevanz – er würde sein Wissen allen Parteien zur Verfügung stellen, wenn er das für sinnvoll erachtet würde. Er würde sich auch mit Rendi-Wagner treffen."

Wenig später bot Strache seiner Partei jedenfalls via Facebook die Rückkehr als Chef der FPÖ Wien an, was dort nicht allzu wohlwollend registriert wurde.

Ausschluss statt Rückkehr

Hört man sich in der Partei um, ist nicht nur Straches Rückkehr unwahrscheinlich, sondern sogar sein Verbleib als "einfaches Parteimitglied". Als einziger Funktionär hat sich bislang der Wiener Gemeinderat Karl Baron für eine Rückkehr Straches ausgesprochen. FPÖ-Chef Norbert Hofer rechnet allerdings mit einem baldigen Parteiausschluss Straches. "Eine Rückkehr in die FPÖ wird nicht möglich sein", sagt der Parteichef in den "Salzburger Nachrichten" (Mittwoch-Ausgabe).

Klubchef Herbert Kickl will "das Kapitel Strache in der FPÖ endgültig schließen". Er zeigte sich in der "Kleinen Zeitung" und in "Österreich" ziemlich ungehalten darüber, dass sein Ex-Chef sich anbiedere: Das "Angebot" sei "ein Witz", sein Vorgehen sehe "nicht nach einer großen Strategie, sondern nach einer großen Verwirrung aus". Sollte Strache gemeinsame Sache mit Frank Stronach machen, werde er "Schiffbruch erleiden", ist Kickl überzeugt.

Das Kapitel Strache müsse nun endlich geschlossen werden, sagt FPÖ-Klubobmann Kickl in der ZIB. Er rechne mit einem baldigen Parteiausschluss des Ex-FPÖ-Chefs.
ORF

Svazek für Straches Ausschluss

Laut der Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek führe kein Weg mehr daran vorbei, Strache aus der Partei auszuschließen. "In Wahrheit hätte man diesen Schritt schon vor zwei bis drei Monaten machen müssen. Die Vorkommnisse seit Mai waren so gravierend für die gesamte Partei, dass man nicht mehr darüber hinwegsehen kann. Es ist nicht die Partei auf Ibiza gesessen. Es war nicht die Partei, die sich permanent im Nationalratswahlkampf zu Wort gemeldet hat. Und es war auch nicht die Partei, die einige Male angekündigt hat, sich aus der Politik zurückzuziehen, um der freiheitlichen Partei nicht zu schaden. Er hat immer genau das Gegenteil gemacht", zitiert sie der ORF. Strache provoziere den Parteiausschluss, damit er sich als Opfer inszenieren könne, so Svazek.

Untersuchungen laufen

Zurzeit wird gegen Strache wegen des Vorwurfs der Untreue ermittelt, etwa im Zusammenhang mit der Casinos-Affäre und angeblich falscher Spesenrechnungen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Zu Letzteren laufen noch interne Untersuchungen der FPÖ Wien, die bislang jedoch nichts Belastendes gefunden hat. "Wie denn auch – wie soll man erkennen, was eine gefälschte Rechnung ist, was eine echte?", heißt es dazu von einer mit der Untersuchung vertrauten Person.

Angebliche Gespräche

Fallen die Dominosteine wie erwartet, flirtet Strache also weiter mit etwaigen Investoren für seine Liste, wird dann von der FPÖ ausgeschlossen und tritt als Rächer von rechts außen bei der Wiener Landtagswahl an, die spätestens im Herbst 2020 stattfinden wird.

Dazu soll er sich auch schon in Gesprächen mit einigen ehemaligen sowie aktiven FPÖ-Politikern befunden haben, heißt es hinter den Kulissen. Für ein baldiges Politcomeback spricht auch sein Erscheinen auf der "Raucherdemo" vergangenes Wochenende, wo er "als Mensch" auftauchte, um eine Rede zu schwingen. Öffentlich hat bislang noch kein Freiheitlicher für Strache Partei ergriffen, die Reihen schließen sich hinter dem neuen Wiener Chef Dominik Nepp. "Wir haben Dominik Nepp zum designierten Landesobmann gewählt, und zwar einstimmig. Ein stärkeres Zeichen des Zusammenhalts kann es gar nicht geben", wird etwa die Zweite Wiener Landtagspräsidentin Veronika Matiasek (FPÖ) in der Krone zitiert.

"Ab morgen Gold kaufen"

In der Partei wird befürchtet, dass vor allem Straches Smartphone noch einige brisante Enthüllungen bringen wird. Außerdem soll es noch große Mengen an belastendem Material gegen Strache geben, das durch seinen Ex-Bodyguard R. gesammelt wurde. In einer Mitteilung Straches an einen Vertrauten ist etwa zu lesen: "Bitte wieder Gold kaufen ab morgen."

Strache hatte auf Ibiza ja über Investments geplaudert. "Das Geschäft meines Lebens" habe er durch Gold gemacht, heißt es im Buch Die Ibiza-Affäre der Süddeutsche Zeitung-Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer.

"Alle reichen Säcke, alle Milliardäre, die jetzt in Bitcoins investieren, werden zu Recht sagen: Bevor die Bargeldabschaffung kommt, bevor sie uns ficken, gehen wir in Bitcoins", so Strache im Ibiza-Video. Und das habe noch einen Vorteil: "Du zahlst keine Steuern", das sei "geil, geil".

Deshalb war es für Kenner Straches keine Überraschung, dass in der Pension Enzian in Osttirol Goldbarren gefunden wurden, die – ebenso wie die Pension – im Besitz der FPÖ Wien sein sollen.

Auch um sich vor weiteren derartigen Überraschungen zu schützen, soll nun recht rasch der Parteiausschluss erfolgen. Mehrere Landesgruppen machen bereits seit Monaten Stimmung, nun dürfte auch Wien sein Okay geben. (Fabian Schmid, Laurin Lorenz, 26.11.2019)