Oleg Senzow erhielt mit einiger Verzögerung den Sacharow-Preis überreicht.

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Kiew/Straßburg – Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow hält die Rückkehr der Krim zu seinem Heimatland erst für möglich, wenn der russische Präsident Wladimir Putin nicht mehr an der Macht ist. "Erst dann ist ein Prozess möglich, der zu einer Rückkehr der Krim und des Donbass führt. Und das nur unter dem Druck der Weltgemeinschaft", sagte Senzow am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Straßburg.

"Mit Putin macht es keinen Sinn, darüber zu reden." Erst wenn Putin freiwillig gehe oder durch einen Sturz "beseitigt" werde, bestehe mit einem Nachfolger eine Möglichkeit. "Oder er stirbt einfach, da er ja kein junger Mensch mehr ist."

Fünf Jahre Lagerhaft

Der 43-Jährige bekam mit gut einem Jahr Verspätung den renommierten Sacharow-Preis 2018 überreicht. Der Regisseur saß fünf Jahre lang wegen angeblicher Terrorpläne in einem russischen Straflager und konnte den Preis bisher nicht entgegen nehmen. Die Auszeichnung sei eine große Ehre und gleichzeitig eine große Verpflichtung für ihn, sagte Senzow in einer Rede im Europäischen Parlament. Der Preis sei ein Zeichen für alle ukrainischen politischen Gefangenen, die in russischen Gefängnissen säßen, sagte der Filmemacher.

Erst Anfang September wurde er im Rahmen eines größeren Gefangenenaustauschs zwischen Moskau und Kiew freigelassen. Seitdem lebt er in Kiew und arbeitet an neuen Filmprojekten.

Zu zwanzig Jahren verurteilt

Nach der russischen Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim war der Ukrainer 2015 in einem umstrittenen Prozess in Russland zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Während seiner Haft trat er für mehrere Monate in einen Hungerstreik, um die Freilassung politischer Gefangener zu erwirken. Weltweit setzten sich Filmemacher und auch die Bundesregierung für Senzow ein.

Preis für geistige Freiheit

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird jedes Jahr vom Europäischen Parlament verliehen. Er wird seit 1988 an Einzelpersonen und Organisationen vergeben, die sich für die Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Der Preis wurde nach dem sowjetischen Physiker und Dissidenten Andrej Sacharow benannt und ist mit 50.000 Euro dotiert.

In diesem Jahr ehrte das Europaparlament den inhaftierten chinesisch-uigurischen Wirtschaftswissenschaftler und Regierungskritiker Ilham Tohti. Die Preisverleihungszeremonie für Tohti findet am 18. Dezember im Europäischen Parlament in Straßburg statt. (APA, 26.11.2019)