Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Brite in heimischer Skifahrertracht oder ein Einheimischer, der mit britischen Kindern auf Englisch parliert? Fix ist nur, dass es mit dem Brexit komplizierter wird.

Foto: Getty Images

Wien – Bei Österreichs Skischulen, vornehmlich in Salzburg, Tirol und Vorarlberg, beginnt das große Zittern. Das hat weniger mit dem Schnee zu tun, von dem es heuer zumindest in den höhergelegenen Skigebieten aufgrund des frühen Wintereinbruchs genug gibt. Es sind vielmehr die Briten, die Skischulleitern Kopfzerbrechen und manch anderen schlaflose Nächte bereiten.

Wenn Großbritannien nach den Wahlen vom 12. Dezember und der erwarteten Stärkung der Tories tatsächlich den Brexit durchzieht und zum 31. Jänner 2020 die EU verlässt, werden die Briten auch arbeitsrechtlich zu Drittstaatsangehörigen. Und für die gibt es bekanntlich keine automatische Arbeitsgenehmigung innerhalb der Europäischen Union.

Nun ist es aber so, dass sich gerade in der Hochsaison sehr viele Briten als Skilehrer in Österreich verdingen, ja zu einem fixen Bestandteil diverser Skischulen geworden sind. Dies gilt insbesondere für die großen Skigebiete im Westen Österreichs.

Winterferien im Februar

„Allein wir haben an die 1000 britische Schulkinder in den Kursen und brauchen Skilehrer mit guten Englischkenntnissen, am besten Native Speaker,“ sagte Gerhard Sint vom Salzburger Skilehrerverband dem STANDARD. Heuer sei das Problem insofern groß, als die Winterferien in Großbritannien in eine Woche fallen – vom 17. bis 21. Februar. Für Salzburg sei das schlecht. Semesterferien sind dort eine Woche früher, vom 10. bis 15. Februar. Andernfalls könnte man in der besonders kritischen Woche auf den einen oder anderen Gymnasiasten zurückgreifen, sagte Sint.

Genaue Zahlen zu britischen Staatsbürgern, die im Winter ihr Geld als Skilehrer in Österreich verdienen, gibt es nicht, nur Schätzungen. In einzelnen Bundesländern wie Salzburg oder Tirol ist die Rede von bis zu 600. Die hätten dann mit einem Schlag kein Recht mehr zu arbeiten – „und würden fehlen,“ sagte Sint.

Eine Möglichkeit wäre, sie über das Saisonnierkontingent zu beschäftigen. Voriges Jahr wurde noch unter der Vorgängerregierung ein Jahreskontingent von 1263 Personen vereinbart, mit einem Puffer von 20 Prozent, verschiebbar zwischen Sommer – und Wintersaison. Diese Regelung soll auch 2020 gelten, eine entsprechende Verordnung ist vorige Woche in Begutachtung gegangen.

„Das ist gut und wir freuen uns,“ sagte Manfred Katzenschlager, Geschäftsführer der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich. „Wenn aber 1000 Skilehrer oder mehr in dieses Kontingent fallen, dann fehlen uns die Köche.“

Sonderkontingent gewünscht

Dieses Problem müsse im Interesse aller Beteiligten unbedingt und dringend gelöst werden. Katzenschlager: „Am liebsten wäre uns, wenn die britischen Skilehrer eine Sonderstellung bekämen oder wenn dafür ein Sonderkontingent geschaffen würde.“

In Österreich gibt es insgesamt 679 Skischulen, die in der Hochsaison knapp 16.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Die Briten dürften sich ihre Reiselaune selbst bei einem harten Brexit nicht verleiden lassen, wie jüngste Umfragen – auch der Österreich Werbung – zeigen. In Österreich ist Großbritannien nach Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz der viertwichtigste Herkunftsmarkt. Der britische Gast, der Urlaub in Österreich macht, bleibt im Schnitt 6,7 Nächte und gibt pro Tag durchschnittlich 212 Euro aus.

39 Prozent reisen mit Partnern, 16 Prozent mit Freunden, jeder zehnte Brite ist allein unterwegs, sagt die Statistik. Und noch etwas. Fast 50 Prozent steigen in Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels ab. (stro, 27.11.2019)